Die vorherigen Tipps waren schon sehr gut geeignet, möglichst wenig Nutzerspuren zu erzeugen und unvermeidbare Spuren rasch zu beseitigen, möglichst noch bevor sie zugeordnet werden können.
Denn Firmen, ebenso wie der immer überwachungsgeilere Staat, wollen wissen, wer sich wann auf welchen Websites herumtreibt.
Die aus diesen Daten erzeugten Userprofile werden gewinnbringend verhökert. Ein Millionengeschäft! Nein, sogar ein Milliardengeschäft!
Dass Google viel Kohle hat, ist sicherlich bekannt. Interessant, wo Google doch seine hauptsächliche Dienstleistung kostenlos im Internet anbietet, oder?
Wo kommt das Geld her? (Rhetorische Frage)
Und im Sommer, mitten während der Fußball-EM, war sich selbst unsere geliebte Regierung nicht zu schade, Meldeämtern (vor denen man sich schlecht drücken kann) gesetzlich zu erlauben, unsere Daten an die Werbeindustrie zu verscherbeln!
Ich hoffe doch mal, den Skandal hat jeder mitbekommen.
Aber nicht nur Google sammelt, nicht nur unsere geliebte Regierung begeht Verrat an uns. Auch Facebook, Amazon, eBay, PayPal etc. etc. etc. sammeln fröhlich Daten über uns und versuchen Gewinn daraus zu schlagen.
Früher reichte es, möglichst oft seine Cookies zu löschen und 'ne neue, dynamische IP zu erzwingen.
Als sich diese Möglichkeit herum sprach, ersonnen findige Unternehmen die ausgesprochen hartnäckigen Flash Cookies, die sich nicht so einfach löschen lassen, sowie andere, raffinierte Tracking-Methoden.
Dem folgten Programme, bzw. Add-ons, wie "BetterPrivacy" oder Ccleaner, die auch Flash Cookies killen können.
Doch selbst das reicht inzwischen nicht mehr.
Vor zwei Jahren meldete Heise:
EFF demonstriert den "Fingerabdruck" des Browsers
http://www.heise.de/newsticker/meldung/E…ers-918262.html
Ein Webbrowser sendet also bei jedem Seitenzugriff ein paar (vermeintlich) harmlose Byte an den Server, der die aufgerufene Website bereit hält.
Nicht um uns zu schaden, sondern aus durchaus nachvollziehbaren Gründen.
Das Problem: Diese paar Byte sind relativ eindeutig.
Angenommen, es gibt unter den Abermillionen gleichzeitig mit dem Internet verbundenen Geräten weltweit 20.000 Rechner, die exakt mit Deiner Kennung unterwegs sind. Dann sollte man doch in dieser noch immer recht beachtlichen Masse einigermaßen untergehen, oder?
- Leider nein! Denn der angesurfte Server "sieht" ja auch die IP-Adresse des Surfers. Diese mag dynamisch sein und "eigentlich" anonym. Aber sie lässt sich grob einer Region zuordnen.
Angenommen, Du wohnst in Hamburg. Also einer großen, anonymen Stadt. Aber jetzt rate mal, wie viele von den weltweit 20.000 Surfern, die mit einer identischen Kennung wie Du im Netz unterwegs sind, aus Hamburg kommen?
Hmmm, sagen wir mal 1 bis 5.
Jetzt gehen wir davon aus, dass Du täglich Deine drei Lieblingsseiten ansurfst, sowie noch 20, ständig wechselnde, andere Websites.
Jeden Tag fallen also Datenhäppchen eines (noch) nicht exakt zuordbaren Users an, der mit der bestimmten Kennung XYZXYZ unterwegs ist und aus Hamburg stammt. Und der fast jedes Mal drei bestimmte Seiten ansurft, woraus mit sehr sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu schließen ist, dass es sich jedes Mal um die selbe Person handelt!
Loggt sich diese Person nun eines Tages auch noch irgendwo ein, wo sogar der Realname hinterlegt ist und wo der dortige Webmaster mit Big Brother in irgendeiner Weise kooperiert, hat die Falle endgültig zugeschnappt!
Plötzlich wird für Big Brother das Bild rund. Er kann nun die bisherigen Nutzerspuren endlich einer realen Person zuordnen und weiß jetzt bestens über dessen Surfverhalten Bescheid.
Ein Schutz vor diesem Browser-Fingerprinting ist wahrlich schwierig! Leider kann ich kein Patentrezept dagegen anbieten. Niemand scheint das zu können.
Zur Vertiefung der Materie hier noch zwei weitere Links:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/S…ts-1763586.html
http://www.heise.de/security/news/foren/…d/showthread-1/
Die (auch politische) Dimension dieser Problematik ist IMHO gigantisch!
Wir stellen uns vor, ein neuer Diktator würde es eines Tages schaffen, die Macht in good old germany an sich zu reißen. Unwahrscheinlich?
- Nun, auf einmal war die "Mauer" da. Und auf einmal war sie auch wieder weg, mitsamt der kompletten DDR! Wer könnte da sagen, politische Verhältnisse wären in unserem verschlafenen Ländle ewig?
Die Technik ist bereit, für den ultimativen Überwachungsstaat! In den falschen Händen eine Katastrophe!
Zu Hitlers Zeiten konnten einige vom Regime verfolgte Personen noch untertauchen. Aber heute?
Dabei gab es selbst zu meiner Volljährigkeit noch (wie ich finde) durchaus legitimen Grund, unterzutauchen. Damals hatten wir noch die sog. "Wehrpflicht". Ich jedenfalls, wäre unter KEINEN Umständen zur Bundeswehr gegangen! Unter KEINEN Umständen!
Lieber von 'ner Brücke hüpfen, als zur Bundeswehr, das stand für mich fest. Oder halt untertauchen.
Damals noch ein für mich reales Szenario.
Der heutige Facebook-User, mit seinen 350 Facebook-"Freunden", mit seinem anpeilbaren Handy etc., soll das mal probieren ...
Ich erinnere auch mal an den Fall des "Whistleblowes"
Bradley Manning.
Der Mann hat sich in meinen Augen wahrlich nichts zu schulden kommen lassen. Er hat auf die Stimme seines Gewissens gehört und ehrbar gehandelt - so meine Meinung.
Doch statt mit Orden und Friedens-Nobelpreis, wurde ihm mit regelrechter Folter gedankt.
Wie man sieht, gibt es also auch in einem sog. "Rechtsstaat" durchaus gute Gründe, völlig anonym zu bleiben.