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EDV-Dompteur

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Freitag, 11. Mai 2018, 23:18

Kryptische Bauteil-Kurzbezeichnungen entschlüsselt

In diesem Thread geht es um zwei Dinge:
  1. Aufschlüsselung kryptischer Kurzbezeichnungen, z. B. auf besonders kleinen ICs.
  2. Ersatztypen für schwierig beschaffbare ICs.

Kryptische Kurzbezeichnungen


Manchmal hat man es mit ganz betont winzigen Schaltregler-ICs zu tun, z. B. in der Größe 3x3mm.
Und deren Markierungsschema kann einen regelrecht in den Wahnsinn treiben! Denn mangels Platz drucken die Hersteller dort nicht etwa die normale Bezeichnung des Chips auf, sondern nur ein Kürzel, nach dem man per Suchmaschine nicht sinnvoll recherchieren kann, wenn einem diesbezüglich die Erfahrung fehlt.

Nehmen wir als Beispiel den Richtek RT8209, von dem es mehrere Variationen gibt.
Es wäre ja schön, würde auf den Gehäusen aussagekräftig "RT8209" aufgedruckt sein! Aber NEIN, das wäre ja zu einfach, denn damit könnte man ja eine Suchmaschine füttern!

Werfen wir einen Blick auf das nebenstehende Bild.
Man muss das mal verdauen, was es aussagt!
Im oberen Fall heißt der Chip mit vollem Namen eigentlich "RT8209AGQW".
Was der Hersteller aber aufdruckt: "FH=". Gefolgt von zwei Zeichen in der oberen Zeile und drei Zeichen in der unteren Zeile, die zusammen einen fünfstelligen Datumscode ergeben (also wann das Ding produziert wurde)!
Da sich der Datumscode naturgemäß täglich ändert, bedeutet er für uns: NICHTS!
Entscheidend ist allein das "FH=".
Es bleibt natürlich ein Rätsel, warum der Hersteller die letzten zwei Zeichen der ersten Zeile nicht einfach mit in die zweite Zeile druckt, so dass dort direkt der fünfstellige Datumscode steht und es keine Vertüddelung mit dem eigentlichen Produktkürzel gibt.

OK, das haben wir verdaut.
Weil das noch nicht verwirrend genug war, hat sich der Hersteller gedacht, dass man das Istgleich-Zeichen ja auch weglassen kann und schon hat man ein neues Kürzel, das eine andere Variante des Chips bezeichnet.
Siehe das zweite Beispiel im Bild:
- Dort steht nur "FH " und das steht dann für die Chipvariante "RT8209AZQW".
Wiederum stellen die folgenden zwei Zeichen, plus drei Zeichen aus der zweiten Zeile, gemeinsam einen fünfstelligen Datumscode dar.

Entsprechend die übrigen beiden Beispiele im Bild.

Ohhhkeeehh, wenn man das soweit verdaut hat, und wenn man jetzt noch eine Tabelle in die Hand bekommt, wo diese blöden Kürzel den ordentlichen, vollen Chipbezeichnungen zugeordnet werden, dann fühlt man sich nun ja hinreichend gerüstet, aus dem Aufdruck eines realen Chips genügend schlau zu werden, um nun ein Datenblatt zu suchen, oder das Ding irgendwo zu bestellen.
- Äh, nun ja ... das wäre ja noch immer zu einfach!

An dieses Posting hänge ich ein 52 Seiten langes PDF von Richtek an, das all diese lästigen Kürzel auflistet und ihnen die vollen "Realnamen" der Chips zuordnet.
Doch wenn man im PDF mal die Suchfunktion bemüht, um ein konkretes Kürzel nachzuschlagen, dann kann es einem ergehen wie mir.
- Ich habe hier gerade einen Chip mit dem zweizeiligen Aufdruck:
DF=CJ
LOR

Wie wir gelernt haben, ist davon nur das "DF=" entscheidend.
Dummerweise findet die Suchfunktion im PDF aber gleich drei Stellen, wo diesem Kürzel unterschiedliche Chips zugeordnet werden. :-(
Seite 39: RT9367AGQW (Package: WQFN 3x3-16)
Seite 44: RT9711DGF (Package: MSOP-8)
Seite 52: RT9953GQW (Package: WQFN 4x4-24)

Erklärung also: Ein Kürzel kann durchaus für mehrere Chips stehen! Aber die unterscheiden sich dann halt im Gehäuse und/oder der Pinzahl.
Man muss also nach der Suche im PDF jeden Suchtreffer noch einer Plausibilitätsprüfung unterziehen, ob dieser überhaupt zu dem realen Chip passt, den wir auf unserem Mainboard bestückt haben und über den wir uns genauer informieren wollen.

Richtek hat schon einen ziemlich eigenartigen Sinn für Humor ... :197:
Übrigens interpretiere ich das angehängte PDF anhand der Fußzeilen mal so, dass es vom 24.04.2009 stammt. Also schon etwas älter.
Solltet Ihr also darin mal nicht fündig werden, dann kann es sein, dass Ihr eine neuere Version auftreiben müsst.
- Oder halt, dass der jeweilige Chip von einem anderen Hersteller ist, der ein abweichendes Markierungsschema anwendet ... :197:



Hier eine großartige Seite, die pure Massen solcher Kürzel aufschlüsselt, über Herstellergrenzen hinweg:
http://www.s-manuals.com/smd



- Die Seite sieht auf den ersten Blick zwar verwirrend aus, aber das täuscht! Nehmen wir mein eigenes Beispiel: Ich hatte den Code "DF=".
Auf der verlinkten Seite schauen wir lediglich nach "DF" (ohne dem Istgleich-Zeichen). So finden wir den Link, der hierhin führt:
http://www.s-manuals.com/smd/df
Und dort sind alle Kürzel, die mit "DF" beginnen, aufgeführt; samt ihren Zuordnungen zu den vollen Bauteilbezeichnungen!
Ganz egal, welcher Hersteller sich jeweils dahinter verbirgt! :190:

Schon cool!
- Nur ist das eben nicht die volle Wahrheit ... :'-(
Gemäß dieser Seite wird zum Kürzel "DF=" nur der RT9953GQW aufgeführt. Also der Chip, der im Richtek-PDF auf Seite 52 aufgeführt ist.
Ich habe aber eine 3x3mm Gehäuseform mit 16 Pins, also die Variante aus Seite 39 des PDFs.
Wie man also sieht, ist selbst die umfangreichste Website nicht unbedingt vollständig ...

Aber wenn man all das nun weiß, dann dürfte es kaum noch möglich zu sein, mal richtig auf den Bauch zu fallen, denn offenbar unterscheiden sich ICs mit identischem Kürzel ja deutlich im Gehäuse und/oder der Pinzahl. Darum also immer eine Plausibilitätsprüfung vornehmen und gegebenenfalls weiter recherchieren, falls es mal offenkundig nicht sein kann, was man gefunden hat.

Hiermit seid Ihr nun hinreichend geimpft!
Die Kürzel bleiben zwar ein schwieriges Thema, aber sie haben hiermit doch ganz deutlich an Schrecken verloren!
Ihr glaubt ja gar nicht, wieviele Stunden und Tage meines Lebens die mich schon gekostet haben!


P.S.: Ich bin mir nicht sicher, aber möglicherweise ist das im Badcaps-Forum verlinkte PDF aktueller, als mein Anhang:
https://www.badcaps.net/forum/showthread.php?t=39126
Es ist offenbar grundlegend das gleiche Dokument, aber scheinbar von jemandem bearbeitet.
Leider muss man sich dort erst registrieren, bevor man downloaden kann ...
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Samstag, 12. Mai 2018, 00:00

IC-Austauschtypen

Manchmal kann man ein bestimmtes IC partout nicht auftreiben.
Aber oft gibt es Ersatztypen ...

Es kommt vor, dass bestimmte Chips von mehreren Herstellen produziert werden, die ihren Produkten aber jeweils eigene Bezeichnungen verpassen. Obwohl die Dinger vollkommen funktionsidentisch, pinkompatibel und in jeder Weise direkt untereinander austauschbar sind.

Es kommt aber auch vor, dass ein einzelner Hersteller verschiedene Varianten eines Chips herstellt, die sich marginal unterscheiden.
Dann entstehen mitunter so lustige Konstellationen, wie:
Chipvariante "A" kann durch Chipvariante "B" ersetzt werden. :190: Umgekehrt aber nicht! :197:
Hat man auf seinem Board also Typ "B" bestückt, dann kann man keineswegs Typ "A" einsetzen". :197:

Man kann da also ziemlich auf den Bauch fallen, wenn man dem erstbesten Hinweis aus dem Internet blind vertraut, der einen Ersatztypen empfiehlt.
Weil ich unmöglich alle Angaben überprüfen kann, die ich irgenwo mal im Internet gefunden habe, stelle ich hier keine lange Liste mit Vergleichstypen zusammen, sondern ich verlinke nur einige gute Fundstellen, wo eine Vielzahl derer aufgelistet wird.

Nehmt die folgende Linkzusammenstellung also als Startpunkt für eine schnelle Recherche, die auf Anhieb zielführender ist, als wenn Ihr mühsam Suchmaschinen abgrast.
Aber seid gewarnt: Die Listen sind oft chaotisch aufbereitet, schlecht oder gar nicht sortiert und wahrlich nicht immer zweifelsfrei zu interpretieren!

Manchmal geben Pfeile/Doppelpfeile Hinweis auf die jeweils mögliche Austauschrichtung/Abwärts-Kompatibilität.

https://www.badcaps.net/forum/showthread.php?t=33846&page=1
https://www.badcaps.net/forum/showthread.php?t=33846&page=3
https://www.badcaps.net/forum/showthread.php?t=33846&page=5
https://www.badcaps.net/forum/showthread.php?t=33846&page=10

https://dr-bios.com/articles/motherboard…equivalent/1919
http://hardware-today.com/articles/mothe…i_o_controllers
https://laptopturn.com/replacement-alter…op-motherboard/
http://ns-comp.blogspot.de/2014/09/ic-co…ility-list.html

Wenn Ihr einen guten Hinweis auf einen benötigten Ersatztypen gefunden habt, dann glaubt lieber nichts, sondern zieht Euch im Anschluss die beiden Datenblätter vom Original- und Ersatztypen und vergleicht sie gründlich!


Im Anhang noch ein vertrauenswürdig wirkendes PDF, das zahlreiche Austauschmöglichkeiten zwischen Chips von Richtek, Maxim, MPS, TI und Torex auflistet, nebst präziser Zusatzinformationen.
"Geguttenbergt" übrigens von diesem sehr ergiebigen, russischen Forum:
https://ascnb1.ru/forma1/viewtopic.php?f…49621&start=150
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Mittwoch, 16. Mai 2018, 04:27

SMD-Kondensatoren mit kryptischer Kurz-Codierung

Man muss solche Codierungen einfach hassen:

Es handelt sich hier um einen Tantalkondensator von NEC/TOKIN.
Nur:
Erstens steht es nicht drauf, dass dem so ist.
Zweitens - und das wiegt noch viel schwerer - stehen die Bauteildaten nicht im Klartext auf dem Gehäuse, sondern bloß eine kryptische Kurzbezeichnung, nach der sich nur schwer recherchieren lässt.
Drittens kann man solche Tantals schon rein optisch kaum von Dioden (diverser Art) unterscheiden.
Viertens überlappt sich das Kennzeichnungsschema doch tatsächlich mit dem einiger Schutzdioden, in ähnlichem Package ... :-(


Welche Daten das Bauteil wirklich hat, ist im angehängten PDF von NEC/TOKIN aufgeschlüsselt:

NE
steht einfach für "NeoCapacitor" - Tantalkondensatoren neuerer Generation, mit niedrigem Innenwiderstand.
B Das "B" hinter dem "NE" ist bloß ein einstelliger Datumscode, ergo unwichtig.
EW6 Das ist der eigentliche Kurzcode, der besagt, dass das Teil 6,8µF hat, und 25V Spannungsfestigkeit.

Recherchiert man aber im Internet nach dem aufgedruckten Code, dann kommen zunächst nur seitenweise Fehltreffer, bis man vielleicht auf der folgenden (eigentlich ausgesprochen nützlichen!) Seite landet, die einen hier aber leider in die in die falsche Richtung schubst:
http://www.s-manuals.com/smd/ne

Tja, anhand der dort aufgelisteten Bauteile, die allesamt mit "NE" beginnen und sehr ähnliche Gehäuseformen haben, kann man dann leicht zu dem Fehlschluss kommen, es würde sich um eine Suppressor-Diode handeln ... :-(

Natürlich sieht man es als erfahrener Elektroniker schon am Platinenlayout, dass das hier nur ein Tantalkondensator sein kann.
Aber wenn einem so ein Ding in einer Kiste mit ausgelöteten Bauteilen unter die Nase kommt, dann leidet diese Eindeutigkeit doch erheblich; insbesondere da man keinen Dunst haben kann, welche Werte das Teil hat.
:175:
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