Aus einer alten, überflüssigen Festplatte kann sich ein Elektroniker mit minimalem Aufwand ein nützliches Testgerät bauen.
Es geht dabei um das Testen von Festplatten, deren Motor nicht (oder nicht gut) läuft.
Um zunächst mal sicher zu gehen, dass die (ausschließlich benötigte) Controllerkarte für unseren Hardware-Hack geeignet ist, schraubt man die Karte ab und überklebt die Kontakte zum innenliegenden Schreib-/Lesekopf mit Isolierband.
Die Kontakte zum Motor überklebt man jedoch nicht.
Nun den Controller wieder aufschrauben und ganz normal Spannung anlegen. Das Datenkabel jedoch bitte nicht anschließen.
Entweder läuft der Motor nun an (jüppie!), oder eben nicht (öööhh!).
Wenn er nicht anläuft, obwohl er das tat bevor die Kontakte zur inneren Elektronik abgeklebt wurden, dann hat die Selbsttestfunktion des Controllers offenbar das Fehlen des internen Vorverstärkers für den Schreib-/Lesekopfes bemerkt, diesen Umstand als Totalausfall gewertet und jede weitere Aktivität unterbunden.
Es ist Glückssache, was für einen Controller man erwischt und was der Selbsttest im Detail tut.
Wir brauchen jedenfalls einen solchen Controller, der den Motor mindestens anlaufen lässt, ungeachtet dessen, ob er ihn nach einigen Sekunden wieder stoppt.
Zählen wir zu den Glückskindern, die einen solchen Controller in der Bastelkiste liegen haben, so schrauben wir diesen nun ganz vom Laufwerk ab und löten flexible Leitungen an die Kontaktflächen, die sonst den Motor kontaktierten.
An die Enden der Adern löten wir geeignete Testspitzen, mit denen wir zu testende Motoren gut kontaktieren können.
Zur künftigen Spannungsversorgung verwenden wir klugerweise ein passendes Netzteil, wie es offenen USB-SATA-Adaptern beiliegt. Wir schließen das Ding also eher nicht an den PC an.
Einsatz des Testgerätes:
Kommt uns eine defekte Festplatte unter die Nase, bei der Unsicherheit besteht, ob der Motor defekt ist, oder die Controllerkarte, so schrauben wir letztere einfach ab und kontaktieren den Motor mit den drei bis vier (je nach Bauart) Prüfspitzen unseres Testgerätes. Erst dann schalten wir, mit unserer vierten oder fünften Hand,
die Steckdosenleiste ein, in der das Netzteil steckt.
Läuft der Motor sauber an, wäre somit die Frage eindeutig geklärt, wer der Übeltäter war: Der Controller.
Läuft der Motor jedoch nicht an, ist die Frage zwar ebenfalls geklärt, die Laune jedoch genauso im Eimer wie der Motor.
Doch halt - manchmal liegt es nicht am Motor. Es kann vorkommen, dass der Schreib-/Lesekpopf an (einer) der Magnetscheibe(n) festbackt.
Je nach Wichtigkeit der Daten und Füllstand des Kontos bemüht man nun entweder einen Fachmenschen, oder man schraubt das Ding selbst auf, obwohl die Erfolgsaussichten nicht gerade glänzend sind.
Letzteres kann man durchaus mal tun; das Gefasel vom notwendigen Reinraum ist nämlich ziemlich übertrieben - sofern man weiß, was man tut (oder die Daten sooo wichtig dann doch nicht sind).
Man lernt eine Menge dabei, wenn man schadhafte Festplatten mal öffnet und diverse Dinge damit probiert.
Ich hatte mir einst mehr als 200 defekte Festplatten per eBay gekauft, um damit zu experimentieren und Erfahrungen zu sammeln.
Dennoch verkaufe ich mich nicht als den großen Datenretter vom Dienst - der bin ich nicht! Ich habe lediglich ein gerütteltes Maß Erfahrungen und weiß daher, wo ich mich mit guter Erfolgsaussicht herantrauen kann und wo nicht.
Ein festsitzender Schreib-/Lesekopf ist jedenfalls ziemlich Hardcore. Ist wie 'ne Herzoperation. In einfachen Fällen zumindest 'ne Blinddarmoperation. Habe ich durchaus schon mehrfach hinbekommen, aber ebenso mehrfach bin ich auch kläglich gescheitert.
Wer selbst basteln möchte, tut das bitte auf eigenes Risiko! Ich gebe hier lediglich ein paar Anhaltspunkte für den geneigten Bastelfreund.
Noch was: Wenn der Motor im Eimer sein sollte: Null Chance außerhalb speziell dafür ausgerüsteter Fachbetriebe!
Obwohl … ich hatte mal einen schrägen Geistesblitz. Nie ausprobiert. Schräg, echt schräg:
Es wäre denkbar, dass man eine geöffnete Platte einfach mittels eines aufgesetzten Motors aus einem anderen Laufwerk auf Drehzahl bringt, obwohl der (unangetastet gelassene)eingebaute Motor durch ist.
Obiges ist wirklich nur eine vage Idee, von deren Erfolg ich keineswegs überzeugt bin.
Aber: Ich versuche grundlegend auch da noch zu helfen, wo für den Kunden ein echtes Datenrettungslabor nicht bezahlbar ist, wo den Daten aber doch mit Tränen hinterhergetrauert wird.
Da probiert man schon mal die eine oder andere, unkonventionelle Maßnahme. Und mit manchen davon erzielte ich sogar ganz passable Erfolgsquoten.