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Mittwoch, 20. März 2019, 15:35

Notebook Instandsetzung / Wiederherstellung nach Flüssigkeitsschaden

Hallo,
ein Freund verschüttete versehntlich Kaffe(20ml aller höchstens) auf die offene Tastatur während das Gerät in Betrieb war. Darauf hin erschien ein Bluescreen und das Gerät versuchte das BIOS erneut zu installieren. Die Neuinstallation des BIOS schlug fehl. Dennoch bootete das Notebook ein letztes Mal. Solange es nicht herunter gefahren ist konnte aus dem Standby-Modus auch immer wieder alles ausgeführt werden; das OS schien einwandfrei zu laufen. Seit der Akku letztendlich leer war und das Gerät nicht mehr am Netz bootet es nicht mehr. Schaltete sich also Aufgrund fehlender Energie ab.
Beim Einschalten blinkt nun die Feststelltaste im Abstand von ein paar Sekunden 3 mal langsam und dann 2 mal schnell. Der CPU-Lüfter geht an, das Display bleibt schwarz(geht nicht an).
Das Modell ist ein HP 17-x035ng

Was könnte es am ehesten sein? Ist das Gerät zu retten?
Danke schonmal.

EDV-Dompteur

Administrator

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2

Mittwoch, 20. März 2019, 16:09

Sofort Netzteil ziehen und Akku raus!

Dann das Gerät vollständig zerlegen (das Display muss wohl nicht, aber das Unterteil).

Festplatte einfach abtrocknen, falls sie was abbekommen haben sollte (meistens nicht) und zur Seite legen.

Zuerst nur um das Mainboard kümmern, alle anderen Teile sind vorerst wurscht und können gegebenenfalls leicht ersetzt werden! Aber wenn das MB hinüber sein sollte, dann ist das Gerät als Totalschaden anzusehen, weil ein Mainboardtausch praktisch niemals lohnend ist.

Die Tastatur wirst Du mit mehr als 90% Wahrscheinlichkeit ersetzen müssen, Tastaturen sind fast nie rettbar.


Zuerst das Mainboard von beiden Seiten in bestmöglicher Qualität fotografieren! Lieber 10 Bilder zu viel, als eines zu wenig!

Das Mainboard muss dann von allen Aufklebern befreit werden (ein Föhn hilft) und es muss alles abgebaut werden, was geht.
Also RAM raus, Prozessor raus (sofern gesockelt), WLAN-Karte raus.
Wärmeleitpaste entfernen, sonst schmiert es gleich herum.
Dann das Mainboard vollständig in Handspülmittellauge eingetaucht baden und dabei beidseitig ausgiebig mit 'ner Bürste schrubben. 10 Minuten lang.

Anschließend mit frischem Leitungswasser gründlich spülen. Und noch gründlicher, als nur gründlich!

Danach das ganze Mainboard in 99%igem Isopropanol baden. Rund eine halbe Stunde lang. Dabei immer wieder mal schwenken, umdrehen und mit der Bürste schrubben.

Zuletzt, wenn möglich mit Druckluft, das Isopropanol aus allen Ritzen heraus pusten. Eine billige Ballpumpe aus dem Spielzeugladen tut es auch, ist aber halt mühsam.
Wenn beim Plüstern wirklich unter keinem einzigen IC mehr Feuchtigkeit heraus spritzt, dann das Mainboard noch für mindestens 24 Stunden auf die Zentralheizung legen.
Ungeduld ist kontraproduktiv!
Wasser diffundiert in das Resin der IC-Gehäuse ein, da nützt die oberfächliche Trockenheit nicht viel, die man mit einem Föhn schnell zu erreichen glaubt.
Nimm Dir wirklich diese 24 Stunden auf der Heizung! Zwischendurch auch mal umdrehen.

Nach diesen 24 Stunden das MB gründlich, unter stärkst möglicher Vergrößerung, optisch nach Korrosion absuchen.
Womöglich müssen einige Stellen nachgelötet werden etc.

Erst nach all dem darf ein erster Test erfolgen.
Einschalttaster anschließen (sofern nicht bestückt), Netzteil anschließen und schauen, ob die LEDs in erwarteter Weise kommen.
Wenn ja, dann mal testweise (im noch zerlegten Zustand) das Display anschließen.
Der Kühlkörper und der ganze Rest kann und sollte für einen kurzen Schnelltest weggelassen werden.


Wie gesagt: Die Tastatur wirst Du ersetzen müssen. Die sterben von Kaffee mit wetttauglicher Zuverlässigkeit binnen weniger Stunden.
Und während das MB auf der Heizung trocknet, kümmerst Du Dich um die übrigen Teile. Zuerst natürlich um die Festplatte.
Prüfe sie mit der Nase(!)
Wenn sie nicht sichtbar etwas abgekriegt hat und auch kein bisschen nach Kaffee riecht, dann wird alles gut sein.
Wenn sie aber nach Kaffee riecht, dann muss die Controllerplatine abgeschraubt werden und so weiter.
Doof ist es, wenn Flüssigkeit ins Innere der Festplatte eingesickert sein sollte. Aber das passiert nur sehr sehr selten.


Wichtig ist auf jeden Fall, dass Du so schnell wie möglich das Mainboard badest und trocknest!
Kaffee verursacht binnen eines Tages üble Korrosion an der Grenze zur Unrettbarkeit.
Und die Sichtprüfung reicht nicht, da sich Flüssigkeit per Kapillareffekt unter die ICs gezogen haben kann.


Es gibt ein paar Geräte, die so konstruiert sind, dass ein Klecks Flüssigkeit praktisch vollständig von der Tastatur aufgenommen wird und sonst alles am Mainboard vorbei läuft.
Aber in den meisten Fällen kommt man um das volle Rettungsprogramm mit Vollbad etc. nicht herum.
Macht Technik dir das Leben schwör, ruf' schnell den EDV-Dompteur! ;-)

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3

Mittwoch, 20. März 2019, 17:18

Vielen vielen Dank für die ausführliche und prompte Antwort. Leider ist die Sache schon mehrere Wochen her und schätzungsweise leigt es am MB :-S Die HDD habe ich mittels Adapter anschließen können - Sie läuft. Nichts desto trotz wäre es schade um das Gerät als solches. Das Gerät kann/konnte was 16GB Ram und ne top Auflösung...
Das MB ausbauen gestaltet sich augenscheinlich sehr schwierig.
MB ersetzten ist keine Option? Ein ähnliches Gerät bekomme ich nicht für unter 550.-

4

Mittwoch, 20. März 2019, 17:36

Ich habe das MB so ausgebaut dass ich es leicht anheben konnte. Es sieht ersteinmal nicht so aus als sei etwas bis auf das MB durchgesickert.

Kann es sein dass ein Blackscreen bzw. keine Displayaktivität, kein booten etc. vorhanden ist wenn NUR die Tastatur eienen weg gekriegt hat?
Wie beschrieben, die großschreib-Feststelltaste blinkt 3mal langsam und 2 mal schnell und das alle paar sekunden.

5

Mittwoch, 20. März 2019, 18:11

Hi, trenne die Tastatur von der Platine. I.d.R. startet jeder Rechner ohne Tastatur. Wie er sich ohne Tastatur verhalten soll hängt von den Einstellungen vom Bios ab.

EDV-Dompteur

Administrator

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6

Mittwoch, 20. März 2019, 18:24

Ich habe das MB so ausgebaut dass ich es leicht anheben konnte. Es sieht ersteinmal nicht so aus als sei etwas bis auf das MB durchgesickert.
Ich (also ich persönlich) würde das MB dennoch ausbauen und gründlich beschnuppern und optisch prüfen.
Wenn es für Dich natürlich schwierig ist, dann will ich Dich aber auch nicht zu womöglich überflüssigen Aktionen drängen.
Obwohl: Du hast das Gerät ja immerhin öffnen können, also scheinst Du ja keine zwei sooo linke Hände zu haben, wie Dein sehr selbstkritischer Nick den Eindruck erweckt.

Ich jedenfalls, würde ein Gerät mit Flüssigkeitsschaden immer voll zerlegen (bzw., das tue ich sowieso bei jedem Gerät, aber da erst recht).
Man wundert sich immer wieder sehr, was für eigenartige Wege Flüssigkeit nehmen kann und wo das Zeug überall hinkommt, ohne auf dem Weg dorthin Spuren zu hinterlassen.

Kann es sein dass ein Blackscreen bzw. keine Displayaktivität, kein booten etc. vorhanden ist wenn NUR die Tastatur eienen weg gekriegt hat?
Ja, das kann sein, würde ich mal vorsichtig sagen.
Die Tastatur hängt am Embedded Controller, der zentralen Steuerinstanz auf dem Mainboard.
Ich hatte kürzlich ein Gerät, das sich nicht einschalten ließ, weil die Tastatur defekt war.
Ehrlich gesagt, habe ich da selbst gestaunt. Normalerweise sollte eine Tastaturmatrix kurzschlussfest und leitungsschlussfest abgefragt werden - so sehe ich das jedenfalls, aus den Augen eines Schaltungsentwicklers. Ich habe mir aber noch nie groß Gedanken darüber gemacht, wie die Anbindung der Tastaturen im Notebook an den Embedded Controller im Detail realisiert ist; abgesehen davon, dass ich natürlich schon etliche Schaltpläne unter den Augen hatte.
Die Hersteller der Embedded Controller rücken einfach keine Details über die Internas dieser Chips heraus, man weiß also nicht, wie sie auf diesen oder jenen Leckstrom reagieren würden, den eine Flüssigkeitseinwirkung verursachen kann.

Wie beschrieben, die großschreib-Feststelltaste blinkt 3mal langsam und 2 mal schnell und das alle paar sekunden.
Diese BIOS-Fehlercodes kann man ergoogeln.
Ist aber effektiv von Gerät zu Gerät unterschiedlich, was die bedeuten. Man muss da sehr vorsichtig sein, wenn man im Internet Tabellen mit solchen Fehlercodes findet. Meistens passt es gar nicht zu dem eigenen Gerätemodell.

Ich würde an Deiner Stelle (und wenn Du Dir hinreichend sicher bist, dass das MB nichts abbekommen hat) einfach mal die Tastatur abklemmen und einen Einschaltversuch unternehmen.
Oder ist der Einschalttaster bei Deinem Gerät nicht separat, sondern mit der Tastatur untrennbar verheiratet (am selben Flachkabel hängend)?

Wenn die Kiste ohne Tastatur läuft, dann kannst Du ja übergangsweise eine billige USB-Tastatur anschließen, die zu ca. 11,- EUR in jedem technischen Kaufhaus erhältlich ist. Und dann in aller Ruhe eine neue Tastatur bestellen. Gibt's als Neuware bei Ebay.
Achte aber auf deutsches Tastenlayout!
Manchmal gibt es beleuchtete und unbeleuchtete Ausführungen. Wenn Deine Variante unbeleuchtet war und das MB einen Anschluss für ein zweipoliges Flachkabel hat, dann wäre das eine gute Gelegenhiet, auf eine beleuchtete Tastatur umzusteigen.
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Verwendete Tags

BIOS, Blackscreen, Bluescreen, Boot