Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort.
Gern geschehen!
Reparatur-Tutorials würde ich mir sehr gerne mal von dir ansehen, wenn du denn dann einmal Zeit dafür findest.
Nun ja, meinen Kanal hatte ich ja verlinkt.
Dort gibt es bislang sechs Videos zum Thema Notebook-Reparatur und eines davon (#002) handelt von Gehäusebruch (wenn auch nicht in Bezug auf die Scharnierhalter).
Einfach ein Abo hinterlassen.
Dass es so wenige Videos von mir gibt, hängt nur zum Teil mit Zeitmangel zusammen. Es ist ist die lächerlich geringe Resonanz, die mir den unverhältnismäßigen Aufwand versauert.
In jedem einzelnen Video stecken geschätzt drei bis vier Tage Arbeit, wenn ich alles zusammen rechne. Und im Durchschnitt komme ich kaum auf einen Aufruf pro Tag. Das ist jetzt echt nicht der große Motivator, um mich da tüchtiger rein zu knien.
Eigentlich schade, denn ich bringe auf YouTube nur solche Informationen, die man anderweitig nicht findet.
Ich weiß nicht, ob YT die recht geringe Auflösung herunter bewertet und meine Videos deshalb nur so selten in den Vorschlägen auftauchen?
Es müsste auch echt mal eine bessere Kamera her, aber deren Anschaffung lohnt sich ja nicht, wenn es eh kaum Aufrufe gibt.
Dachte nicht, dass man das mit 'Kleben' so stabil hinbekommen kann, denn es ist ja eine relativ enorme Kraft die da jedesmal dabei mitspielt, wenn man diese Scharniere bewegt.
Der erste echte Bringer sind die längeren Riffelmuttern.
Schmilzt man die einfach nur ein, halten die trotzdem nicht, darum den Trick mit dem lose übergestülpten Schrumpfschlauch anwenden, damit das Plastik zur rechten Zeit stramm gegen und in die Riffelung hinein gepresst wird.
Nun sind die Rohre aber meistens zumindest teilgebrochen.
In Verbindung mit dem umhüllenden Karbonfaser-Rohr (kreuzgewickelt, das ist wichtig!), wird es unkaputtbar, denn diese Wickelung hält sowohl Innendruck, als auch Biegekräften, als auch Zugkräften stand.
Solch ein Rohr kostet ca. 14,- EUR pro Meter.
Untauglich ist ungewickeltes Rohr, wo die Fasern einfach in Längsrichtung liegend verklebt sind. Solches Rohr bekommt man schon zu rund 6,- EUR und denkt irrtümlich, man würde ein Schnäpperle machen. Hände weg davon!
Kreuzgewickeltes Rohr übersteigt die Festigkeit des Original-Kunststoffs wahrscheinlich um mehr als das Zwanzigfache. Man kriegt das nicht klein; mit einem 1-Meter-Rohr kann man mehrfach mit voller Wucht wie ein Irrer auf den Werkstisch einpeitschen und man sieht ihm hinterher rein gar nichts an. Ein Rohr aus dem Originalkunststoff würde einem schon bei ganz leichtem Schlag in Stücken und Splittern durch die Bude fliegen.
Der J-B Weld wiederum ist der wohl heftigste 2-K Klebstoff, den man überhaupt kriegen kann. Und der funzt bestens auf dem Gehäusekunststoff, obwohl er sehr viel steifer aushärtet.
Dass Klebestellen anständig vorbereitet werden müssen (reinigen, aufrauen) muss ich sicherlich nicht erwähnen, oder?
Wir kombinieren hier also echt die heftigsten Techniken überhaupt!
Das Resultat übersteigt die Festigkeit eines neuen Notebooks mehrfach!
Ich habe Jahre gebraucht, um zu all diesen Techniken zu kommen. Besonders stolz bin ich auf den Trick, das Karbon-Rohr mittels Bohrmaschine über das defekte Originalrohr zu "fräsen". Vorher eierte ich genauso unbeholfen herum, wie viele YouTuber, die so ihre jeweiligen Lösungen präsentieren. Großer Murks, aus heutiger Sicht.
Zum J-B Weld:
Es gibt von der gleichnamigen Firma mehrere Kleber, die man mit dem Original verwechseln könnte.
Es muss die Variante mit 300 Grad Celsius Temperaturbeständigkeit sein, und 24 Stunden Aushärtzeit.
Die schneller aushärtenden Varianten erreichen längst nicht die gleiche Festigkeit und haben auch eine zum Teil deutlich geringere Haltekraft auf der Klebefläche.
Man kann die Aushärtzeit aber enorm verkürzen, indem man alles erhitzt. Dabei wird der pastöse, spachtelbare Kleber allerdings flüssig und verläuft. Wenn man aber zuvor zwei Stündchen abwartet, dann kann man gefahrlos erhitzen, dann verläuft nichts mehr.
Die Variante J-B Quickweld hat zwar viel schlechtere Festigkeitswerte, ist aber dort interessant, wo das nichts ausmacht.
Er härtet schneller und passt farblich recht vorzüglich zu schwarzen Gehäuseschalen. Ideal für Reparaturen an außenlegenden Flächen.
Auch die Varainte J-B Clearweld ist für manche Anwendungen echt interessant. Es ist später fast unsichtbar (passt also zu jedem Farbton) und verläuft sehr schön geschmeidig, wie dünner Honig. Auch ist seine Klebekraft viel höher, als die vom Clearweld.
Den kriegt man auch thermisch wieder ab, wenn es mal sein muss, denn er wird schon unter 100 Grad weich. Aber in angenehmerer Art "weich", als Heißkleber. Man kriegt ihn nämlich restlos weg.
Den originalen J-B Weld hingegen, kriegt man nicht anders weg, als per Fräser (unter echt großer Sauerei!).
Der ist für die Ewigkeit.
Beim Anmischen unbedingt eine Spur mehr Binder nehmen, als Härter. Man kann auch deutlich mehr Binder nehmen, das macht nichts. Aber wenn der Härter auch nur um eine Spur überwiegt, dann leidet die Endfestigkeit sofort deutlich!
Mein persönlicher Tipp zum Anmischen:
IMMER zuerst den Härter auf ein Stück Pappe zum Anrühren geben. Erst dann den Binder.
Kommt dabei versehentlich ein Schwupps zu viel Binder aus der Tube, dann macht das nichts.
Würde man umgekehrt vorgehen, dann ... kannst Du es Dir denken: Erneut die Tube mit dem Binder nehmen - Umstand, unnötige Materialverschwendung.
Ja, sieht wie graues Gewebeband aus. Wird wohl auch Silber mit dabei sein, denn auf jeden Fall ist es elektrisch leitend und z.B. an der Gehäusekante zur Festplattenhalterung aufgeklebt und mit dem Silber-Lack in der Unterschale leitend verbunden. Wahrscheinlich ist es eine Art Masseverbindung, da damit sämtliche vorhandenen Anschlüsse miteinander elektrisch verbunden sind.
Das kriegt man mit dem Föhn herunter. Ist ja meistens so, dass Kleber bei Erhitzung weich werden (Ausnahme: J-B Weld).
Lösungsmittel empfehlen sich weniger, denn die machen den Weichmacher kaputt, das Gehäuse würde also spröder werden.
Noch was:
Weiter oben beschrieb ich ungewickeltes Karbon-Rohr als untauglich, für die Reparatur der Scharnierhalter.
Trotzdem setze ich es anderweitig gelegentlich ein, und zwar in längsgesplitteten Stücken!
Dieses Rohr lässt sich bequem zerdrücken, wobei es in Längsrichtung splittert.
Stücke davon taugen prima zur Raustauration herausgebrochener Lüfterstege.
Zur Aufnahmen von Zugkräften in Längsrichtung eignen sie sich sehr gut, aber leider auch nicht für mehr.
Generell ist zu beachten, dass Karbonfasern elektrisch leitfähig sind und einzelne Faserstücke praktisch unsichtbar dünn sein können. Eine gefährliche Quelle möglicher Kurzschlüsse! Also gut aufpassen und Stücke dieser Rohrart mit dem isolierenden JB Weld einschmieren, um selbst unsichtbare Faserstücke zu bändigen.
Puh, jetzt habe ich aber wieder aus dem Nähkästchen geplaudert! Ich wollte doch gar nicht so viel schreiben ...