Hallo BRAVO,
das Mainboard sitzt ja noch im Unterteil ...
Baue es bitte aus, wir arbeiten zur Fehlersuche stets mit dem nackten Mainboard.
Nix Prozessor, nix Speicher, nix sonstwas; wirklich nur das pure Mainboard.
Im Moment brauchst Du nichtmal den Einschalttaster.
Wenn auch das nackte MB die LED im Netzteil erlöschen lässt: Strom wieder abziehen, losen Staub weg pinseln/blasen, dann intensive Sichtprüfung beider Seiten. Manchmal entdeckt man schon mit dem bloßen Auge verschmurgelte Bauteile.
Erst wenn die Sichtprüfung nichts ergibt, kommt die Folie zum Einsatz. Wie die anzuwenden ist, wird in meinem Video doch gezeigt und erklärt!?!
Aber vorweg mache bitte noch zwei Durchgangstests:
1) Wie viel Ohm misst Du vom Plusanschluss der Buchse (bzw. dem "Eingang" des ersten MOSFETs) zu Masse?
2) Wie viel Ohm misst Du vom "Ausgang" des zweiten MOSFETs zu Masse?
Tipp: Meistens sitzt direkt hinter dem zweiten MOSFET ein Shunt-Widerstand, Du kannst auch von dort messen.
Nun legen wir mit der Folie los:
Man stelle das Labornetzteil auf 19V und schließe dessen Ausgang kurz! Die Spannung bricht dabei logischerweise herunter, aber das interessiert uns nicht.
Nun stelle man den Kurzschlussstrom auf 3A. Der Strom kann später bis auf ca. 5A erhöht werden, aber wir beginnen vorsichtshalber ganz dezent.
Kurzschluss wieder auftrennen. Wir haben nun dafür gesorgt, dass der Ausgangsstrom unter keinen Umständen über 3A steigen kann - also auch dann nicht, wenn wir das Labornetzteil gleich mit dem defekten Mainboard verbinden werden.
Und genau das tun wir jetzt: Verbinde nun das Labornetzteil mit dem Einspeisepunkt des Mainboards (z. B. die Ausgangsleitungen temporär direkt an die Buchse anlöten).
Das defekte Bauteil auf dem MB sollte sich nun erwärmen bis erhitzen.
Damit die Folie diese Erwärmung registrieren kann, muss sie das betreffende Bauteil natürlich berühren. Darum drückt man die Folie mit einem luftgefüllten Gefrierbeutel etc. herunter, so dass sie sich an die Kontur der bestückten Bauteile anschmiegt.
Meistens springt der Übeltäter direkt ins Auge. Wenn nicht, dann hier noch ein paar weiterführende Erklärungen:
Der Schaden sitzt entweder vor, oder hinter den beiden Eingangs-MOSFETs.
Diese beiden MOSFETs trennen oder verbinden die Stromeingangsbuchse von der Systemrail des Mainboards, daher sind sie sehr bedeutend!
Wenn der Schaden
vor den MOSFETs sitzt, dann würde ein Durchgangstest eben dort den Kurzschluss lokalisieren, nicht aber
hinter den MOSFETs.
Ob nun vor, oder hinter den MOSFETs, haben Deine beiden Messungen, die Du zuvor machen sollst, ja bereits ergeben.
Ein Kurzschluss
vor den MOSFETs ist mit der Folie ruckzuck und zweifelsfrei gefunden!
Wenn der Schaden aber
hinter den beiden MOSFETs sitzt, dann wird der Strom, den Du per Labornetzteil einspeist eben auch über die beiden MOSFETs fließen, die sich dabei mit erwärmen werden, auch wenn sie vollkommen OK sind!
Nicht selten ist der Übeltäter ein Kerko, der hinter (und oft in der Nähe) dieser beiden MOSFETs sitzt. Da muss man sich dann mit mehreren Einsätzen der Folie (zwischen denen ausreichende Akühlphasen liegen) an das defekte Bauteil heran tasten.
Die Tatsache, dass die MOSFETs sich mit erwärmen, kann dabei sehr stören, weswegen ich sie manchmal mit einem Stück Draht überbrücke, das ich vom "Eingang" des ersten zum "Ausgang" des zweiten MOSFETs löte.
Wenn Du das tust, dann bitte wirklich löten, nicht bloß einen Draht per Hand dran halten! Da rutscht man bloß ab und verschlimmert alles.
Mir dem Überbrücken der MOSFETs sollte man jedoch auch nicht gar zu flott bei der Hand sein, denn das kann sehr sehr kontraproduktiv sein!
Wenn der Kurzschluss nämlich von einem niederohmig gewordenen Upper-MOSFET eines Schaltwandlers verursacht sein sollte, dann ist über dessen "Niederohmigkeit" fatalerweise die jeweilige Niederspannungs-Rail mit der Systemrail (ich nenne sie oft auch "19V-Rail" verbunden!
Sprich: Wenn Du die MOSFETs überbrückst und dann stramm 3A und mehr ins Mainboard drückst, dann schredderst Du damit Bauteile auf der Niederspannungs-Rail durch Überspannung! Die beiden Eingangs-MOSFETs hätten das normalerweise verhindert, aber wenn die natürlich überbrückt werden ...
Bei überbrückten MOSFETs ist daher die Leerlauf-Ausgangsspannung des Labornetzteils auf einen ungefährlichen Wert zu verringern! Und das kann bedeuten: Knapp 1V!
Jetzt wirst Du fragen, woher Du wissen kannst, ob so ein Fall vorliegt?
- Nun ich gehe wie schon in früherer Mail erwähnt, davon aus, dass Du es entweder mit einem niederohmig defekten MOSFET, oder einem Kerko zu tun hast. Es gibt ein unscharfes Indiz, das auf den Typ des Übeltäters verweist:
Wenn es ein Kerko ist, dann sehr wahrscheinlich einer, der in der 19V-Rail sitzt, mit dem anderen Anschluss an Masse.
Wenn so ein Kerko kaputt geht, dann ist typischerweise ein satter Kurzschluss zu messen, zwischen jener Rail und Masse. - Also Deine Messung Nr 2, die Du gemäß weiter oben stehender Empfehlung zuvor machen sollst.
Meistens hat man dann nur so 1-2 Ohm gegenüber Masse; selten auch mal bis 5, oder gar 7 Ohm hoch. Noch höhere Ohmwerte hat man hier bei Kerkos fast nie.
Wenn aber kein Kerko, sondern ein Upper-MOSFET niederohmig sein sollte, dann ist dessen "Ausgang" (der bei Schaltwandler-MOSFETs in achtpoligen Packages immer an den Pins 1-3 zu lokalisieren ist) nicht etwa mit Masse verbunden, sondern er führt natürlich zur Schaltwandlerspule, hinter der der Verbraucher sitzt (etliche Bauteile).
Per Durchgangsprüfer sind daher höhere Ohmwerte zu erwarten, verglichen mit einem defekten Kerko.
Obigen Absatz muss ich aber auch sogleich wieder relativieren, denn durch einen niederohmigen Upper-MOSFET ist Überspannung (19V) auf die von ihm bediente Niederspannungs-Rail geraten, was dort mit Sicherheit zu Folgedefekten an anderen Bauteilen führte.
Wenn eines der dadurch zerstörten Bauteile seinerseits niederohmig wurde (Bauteile können hochohmig, oder niederohmig verenden), dann ist das per Durchgangsprüfer praktisch nicht von einem Kerko zu unterscheiden, wenn man an der Systemrail misst. Denn auch die Schaltwandlerspule ist extrem niederohmig.
Aber ich glaube, ich verwirre jetzt nur unnötig und spare mir daher vorerst weitere, noch komplizierte "Wenn und Aber".
Vielleicht lässt sich Dein Fehler ja schön einfach lokalisieren. Wenn nicht, dann einfach noch einmal nachhaken.
P.S.: Eigentlich wollte ich dieses Jahr so umfangreiche Individualbetreuung nicht mehr kostenlos leisten.
Ich bestehe zwar nicht darauf, aber wenn Du Erfolg hast, dann wären 40,- EUR per PayPal an meine Mailadresse fair und gern gesehen.