Das Thema wurde hier im Forum ja bereits angeschnitten:
Britische Internet-Provider müssen Porno-Filter einsetzen
Nun wird es ernst:
Großbritannien: Premier Cameron schaltet Pornofilter scharf
Man kann über Porno ja denken wie man will. Und ich bestreite auch nicht, dass dass das Netz voll von perversem Dreck übelster Sorte ist. Dennoch: Ein solcher, staatlicher Filter, macht mir Bauchschmerzen.
Es ist absolut klar, dass ein solcher Filter nach und nach auf immer weitere, "anstößige" Inhalte ausgedehnt werden wird. In GB wäre da zum Beispiel "Majestätsbeleidigung" ein Kandidat, den ich ganz bald auf der Filterliste erwarte.
Natürlich ist auch Scientology potenziell jugendgefährdend. Oder das kommunistische Manifest. Oder die Evolutionstheorie, die ja schlimme, blasphemische "Irrlehren" verkündet ...
Ganz zu schweigen von Copyrightverstößen, "illegalem Glücksspiel", Hobby-Chemie oder Informationen über alternative Heilmittel.
Wo hört es auf, wenn es einmal anfängt?
Begründet werden solche Maßnahmen stets mit Totschlagargumenten. Bei uns in Deutschland sind Kinderpornografie, Terrorismus und das Leugnen des Holocaust die üblichen Totschlagargumente.
In GB gilt offenbar schon "perverser Porno" als ausreichendes Totschlagargument, um staatliche Vollüberwachung & Filterung des gesamten Internets dursetzen zu können.
In China wäre die Messlatte anders angesiedelt. Da muss das Volk natürlich unbedingt vor der gemeingefährlichen Demokratie beschützt werden.
Im Iran wiederum müssen Karrikaturen des "Propheten" unbedingt vor dem Volk verborgen werden.
Wir wissen nicht, was künftige Regierungen für schräge Ansichten haben. Abwählen kann man sie nicht, nachdem man ihnen für vier Jahre einen Blankoscheck ausgestellt hat. Nicht mal einzelne Minister kann man gezielt abwählen, und seien sie auch noch so inkompetent, noch so schräg drauf.
Übrigens: Filterlisten haben die merkwürdige Eigenart, irgendwann zu leaken. Siehe hier:
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-L…d/showthread-1/
Suchst Du sowas hier?
>
http://www.squidblacklist.org/downloads.html
>
http://www.squidguard.org/blacklists.html
>
http://urlblacklist.com/?sec=download
urlblacklist ist am feinsten in Kategorien aufgeteilt. Ich habe aber noch nicht getestet, welche Listen am genauesten sind, eigentlich müsste man als guter Bürger ja mal testen, ob da nicht wieder aus Versehen Adressen von Zahnärzten etc. zwischen gelandet sind...
Klar, dass auf Schulhöfen demnächst solche Listen die Runde machen werden. Neben Listen bewährter Proxies, oder VPN-Tunnel, mit denen das Internet-affine Kind die lästigen Zensurmaßnahmen umgehen kann, die dann nur noch Papi vom freien Surfen abhalten.
Somit haben die Kiddies, dank solcher, geleakter Filterlisten, dann ohne lästiges Suchen den direkten Zugriff auf die wirklich "besten" Sachen ...
Dann wird es natürlich nicht lange dauern, bis das wieder ein "kluger" und "moralisch erhabener" Politiker auf den Plan tritt, der dann nach weiteren Verschärfungen der Filtermaßnahmen schreien wird, um auch dieses "Problem" endlich in den Griff zu bekommen.
- Noch mehr Überwachung, noch mehr Filterung!
Ich sage es seit Jahren: Wir sind unabwendbar auf dem Weg in den totalen Überwachungsstaat.
Eine Zeitlang sah es so aus, als hätten wir mit dem Internet ein ungeahntes Freiheitsinstrument in die Hand bekommen, das den staatliche Kontrollphantasien ein Schnippchen schlägt.
Inzwischen sieht es leider so aus, als hätten die Regierungen den Spieß umgedreht. Inzwischen ist keine freie Kommunikation mehr möglich. Alles wird mitgeschnitten, damit aus dem Datenmaterial JEDEM Bürger bei Bedarf schnell ein Strick gedreht werden kann.
Zusätzlich werden mehr und mehr staatliche Filter eingesetzt, damit der Bürgerhansel nur noch das zu sehen bekommt, was er zu sehen bekommen soll.
Bereits heute soll Google in Deutschland rund 4000 Begriffe filtern. So zeigen google.com, oder google.cz oftmals mehr Treffer, als google.de
Mal sehen, wann es verboten (oder unterbunden) wird, per Internet zu Demos aufzurufen ...
Ergänzend diese Meldung:
Twitter will kinderpornografische Bilder mit Microsoft-Technik ausfiltern
Ja, wieder das übliche Totschlagargument, das fast alle Kritiker automatisch mundtot macht: "Kinderpornografie".
Die Realität sieht dann aber eher so aus, dass künftig ein jedes Bild im Internet einen Hash bekommt, mit dem sich ähnliche Bilder identifizieren lassen.
Ein Baustein, der im Puzzle der Totalkontrolle bislang fehlte. Mit ungeahntem Missbrauchspotenzial.
Texte lassen sich leicht auf Inhalte abklopfen. Bei Bildern war es bislang wesentlich schwieriger.
Wenn also ein Herr Erdogan nicht möchte, dass Bilder von Ereignissen im Gezi-Park die Runde machen, so hat er mit dieser Technik demnächst ein recht leichtes Spiel, betreffende Inhalte aufzuspüren und zu filtern.
Oder wenn ein Herr Snowden gesucht wird, so lassen sich mit PhotoDNA leicht aktuelle Bilder finden, auf denen er auftaucht, wo immer er sich eines Tages verstecken mag.
"Aber ist ja nicht schlimm", mag der deutsche Michel denken. Die Türkei und Amiland sind ja schließlich
Demokratien, genau wie Deutschland. Da wird es schon keinen Missbrauch durch Papa Staat geben! Nein, nie und nimmer!