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Desi

Der EDV-Dompteur im Zivilmodus

  • »Desi« ist der Autor dieses Themas

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Samstag, 27. Juli 2013, 20:32

Bericht von der Demo gegen PRISM am 27.07.'13 in Hamburg

Unter dem Motto "Stop watching us", (bzw. in "Twitter-Schreibweise" #StopWatchingUs) fanden heute in mehreren Städten Demonstrationen gegen Internetüberwachung statt.

Ein breites Aktionsbündnis hatte sich zusammengefunden und gemeinsam zu den Demos aufgerufen.
Dadurch bedingt, wurden neben PRISM, TEMPORA und Edward Snowden noch weitere Dinge thematisiert. Dabei wurde für meinen Geschmack etwas viel Redezeit verwendet, um die Tatsache zu kritisieren, dass in Hamburg derzeit vier "Gefahrenbereiche" existieren, in denen die Polizei besondere Vollmachten hat. Das war nun eher nicht so mein Thema ...

Start in Hamburg war um 14:00 Uhr, ab Gerhart-Hauptmann-Platz (Mönckebergstr.).
Ich kam etwa 20 Minuten später an, die Kundgebung startete aber erst nach rund weiteren fünf Minuten.



Für meinen Geschmack konnte das Wetter kaum besser sein! Bei 40 Grad werde ich wach!
Das war auch bitter notwendig, hatte ich in der Nacht zuvor doch kaum ein Auge zubekommen.



An Parteien waren neben den Piraten auch Grüne, DIE LINKE und mit Burkhardt Müller-Sönksen auch ein Abgeordneter der FDP zugegen.

Die Kundgebung startete, nach wenigen Worten des moderierenden Piraten, mit der Rede des FDP-Manns, der jedoch vehement ausgebuht und ausgepfiffen wurde, so dass seine Rede akustisch kaum zu verstehen war.
Das bedaure ich etwas, denn man sollte sich meiner Meinung nach über jedes Mitglied anderer (auch abgelehnter) Parteien freuen, die unsere gemeinsame Sache unterstützen.
Wobei ich allerdings zugeben muss, dass ich genauso gebuht und gepfiffen hätte, sofern ein CDU-Abgeordneter sich erblödet hätte, im Rahmen so einer Demo seine Nase vom Rednerpult aus zu zeigen.

Was dann aber wirklich gar nicht ging, waren die zwei oder drei Jugendlichen, die wohl versucht hatten, den FDP-Mann von der Bühne zu holen.
Sehen konnte ich den Vorfall nicht, aber er wurde von einem anderen Bühnensprecher erwähnt und natürlich kritisiert.

Als Pirat (und anständiger Bürger, um mal dick aufzutragen), stimme ich der Kritik voll zu! Einen Redner von der Bühne zu zerren ist ASCHE, liebe Leute!
Auch wenn man mit der politschen Linie von dessen Partei absolut nicht einverstanden ist.
Wer solchen Mist baut muss sich auch nicht wundern, wenn "Robocops" in Schutzausrüstung auf Demos auftauchen.
Und genau das ist doch das, was wir, die wir gerne freie Bürger sein wollen, nicht möchten. Wir wollen nicht, dass die Polizei in Schutzausrüstung gegen Bürger zum Ensatz kommt. Folglich sollte man so etwas auch nicht provozieren.

Aber zum Glück war das ein Einzelfall. Ansonsten war die Stimmung sehr angenehm und alles verlief locker, friedlich und geordnet.





Vor der Fahrt zur Demo noch schnell eine Maske von Bradley Manning ...




... und natürlich Edward Snowden ausgedruckt.
Zum Basteln einer pappverstärkten, vor dem Gesicht tragbaren Maske hat die Zeit aber nicht mehr gereicht. Blöd, dabei wusste ich doch schon seit Wochen von dieser Demo.




Hier gibt es ein kurzes Video, das einen besonderen (den wohl wichtigsten) Auschnitt aus einer der Reden enthält:
https://www.youtube.com/watch?v=VX1E0G6rZbY

Sooo, die US-Regierung hat demnach also dem russischen Präsidenten Putin gegenüber versprochen, Edward Snowden NICHT zu foltern, sofern sie seiner habhaft wird.
Na großartig!
Mal davon abgesehen, dass die Amis ohnehin ein etwas eigenartiges Verständnis davon haben, was noch KEINE Folter ist - dass es heutzutage offenbar notwendig ist, darüber zu sprechen, ob man eventuell ausnahmsweise mal NICHT foltert, ist ja wohl ein Hammer!
Wo leben wir eigentlich?
War Amiland früher nicht der stets gelobte "Leuchturm der Demokratie und Menschenrechte in der Welt"???




Der Demonstrationszug setzt sich in Bewegung: Die Mönckebergstraße hinunter, um rechts in den Jungfernstieg abzubiegen.




Jungfernstieg, wir kooomen!




Zwischen Alsterhaus und Binnenalster wurden wir langsam warm. Zu Beginn einer Demo fühlt es sich noch etwas sonderbar an, mit einem hochgehaltenen Schild durch die Stadt zu latschen. Doch mit der Zeit wird man enthemmter.

Auch das Wetter hat sehr gut mitgespielt; ich liebe hochsommerliche Temperaturen!








Was mir am Gänsemarkt aber allmählich auffiel, nervte mich etwas: Der Frontwagen spielte zwar tolle Musik, aber es wurden keine Parolen ins Mikrofon gerufen, es gab keine Sprechchöre ...
Einfach nur zu Techno-Beschallung, mit 'nem hochgehaltenen Schild in der Hand, schweigend durch die Innenstadt zu trotten, fand ich dann doch etwas dünn.




Also arbeitete ich mich zum Frontwagen vor und bat darum, mal das Mikrofon übernehmen zu dürfen, was mir aber leider ausgeschlagen wurde.



Immerhin konnte ich an dieser Stelle vor laufender Kamera ein kurzes Interview geben.

Meine Message (frei aus dem Gedächtnis):
Ich bin heute hier, weil ich finde, dass es ein Skandal ist, dass sich heutzutage anständige Menschen vor einem angeblich demokratischen Staat verstecken und um die halbe Welt flüchten müssen.
In was für Demokratien leben wir eigentlich?
Wenn Sie, liebe Zuschauer daheim, von einer riesigen Schweinerei Wind bekommen, was würden Sie tun?
Beispielsweise wenn Sie mitbekommen, dass die Bundeswehr radioaktives Material ins Meer entsorgt - nur als Beispiel.
Würden Sie schweigen?
Es heißt so oft: Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts zu befürchten. Edward Snowden - dieser junge Mann hier (da halte ich sein Bild in die Kamera) - beweist das Gegenteil!


Ich weiß nicht, ob mein kurzes Interview gesendet wurde, oder wird.
Aber mir fällt im Nachhinein auf, dass ich bei dem spontanen Interview einen wichtigen Teil vergessen hatte, der eventuell manchem Zuschauer helfen würde, die Kurve zu kriegen, worauf ich hinaus wollte:

JEDER kann jederzeit in die Situation eines Edward Snowden kommen! Und gerade derjenige, der sich in so einer Situation anständig verhält, der also die Bevölkerung informiert, weil anders keine Abhilfe in Sicht ist, hat plötzlich sehr wohl etwas zu verbergen!
Nämlich sich selbst, vor der jeweiligen Staatsmacht, die ihn dann anschließend rund um den Globus verfolgen wird!






Meine Wenigkeit, beim Fahnenschwenken.
Ein bereits erschöpfter Fahnenträger hatte die Piratenflagge auf dem Boden abgelegt. Die mochte ich da nun aber nicht so gerne auf dem schmutzigen Boden liegen sehen, also griff ich spontan zu und der bisherige Träger überantwortete sie mir, voller Erleichterung, die Last los zu sein.

Und ich gab mir alle Mühe, dieser Ehre gerecht zu werden!










An der Musikhalle (Leiszhalle) vorbei.
Hier hätte es eigentlich eine Reihe besonders gelungener Fotos geben sollen.
Ich drückte meine Kamera einem Passanten in die Hände und instruierte ihn. Der langsam aufkommende Wind füllte meine Piratenflagge optimal und ich posierte, stolz damit herumschwenkend, vor dem Demonstrationszug.

Doch leider hielt dieser Dussel die Digicam verkehrt herum und starrte beim Auslösen in das Objektiv, wohl in der Annahme es sei ein altmodischer Sucher. :048:
So fotografierte er sich immer und immer wieder selbst, während ich voller Enthusiasmus das Modell spielte und mit der Flagge herumwedelte ...
Das gute Duzend Selbstportraits, die einen dämlich ins Objektiv starrenden Mann zeigen (der sich bestimmt sehr wunderte, warum der vermeintliche "Sucher" nicht funktionierte), erspare ich Euch mal.




Am DOM und U-Bahn Feldstraße vorbei, zog der Demonstrationszug durchs Schanzenviertel, gen Reeperbahn.

Die Abschlusskundgebung war auf dem Spielbudenplatz, Reeperbahn. Gegen Schluss, aber leider doch etwas verfrüht, begann es zu regnen. Erst nur wenig, aber rasch anschwellend, plus Gewitter.
Ruckzuck leerte sich der Platz.

Bereits vor Einsetzen des Regens hatte ich eine Bühne geentert, von der aus ich den großen Piratenflaggen-Wedler gab.
Vor dem Regen war ich nicht geschützt, an der Stelle, wo ich stand, obwohl der hintere Bühnenteil überdacht war.
Doch ich dachte überhaupt nicht daran, von der Stelle zu weichen! Ein echter Pirat fürchtet nicht das Wetter, nicht den Tod und nicht den Klabautermann!
Aber schon gar nicht einen Regenschauer mit etwas Gewitter!
Also verharrte ich, voll im Regen stehend, mit meiner hochgehaltenen Fahne, die ich ungerührt weiter schwenkte, vorzugsweise so, dass vorbeifahrende Busse sie gut sehen konnten.

Natürlich wurde ich klitschnass bis auf die Knochen, doch der Regen war angenehm warm; er vermochte, meine "Kampfesstimmung" nicht abzukühlen, vielmehr spülte er mir den Schweiß des heißen Tages aus dem Gesicht. Also verharrte ich - als einziger.

Das muss ungemein symbolträchtig gewirkt haben: Hinter mir, unter dem überdachten Teil, standen einige Dutzend (ehemalige) Demonstranten, eng zusammengerückt, um sich vor dem fürchterlichen Unbill des Nasswerdens zu schützen.
Manche hatten Flaggen der Grünen dabei. Oder Flaggen der LINKE.
Doch vorne, an der Front, im strömenden Regen, stand ein einzelner PIRAT und hielt, Wind & Wetter trotzend, stolz und standhaft, mit erhobener Fahne die Stellung!

So gehört es sich, so ist mein Weltbild in Ordnung!
Mögen auch alle sich drücken - ein echter Pirat steht bis zuletzt seinen Mann: Für bedrängte Helden vom Schlage eines Edward Snowden, für die Freiheit, für die Demokratie!
.
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Desi« (27. Juli 2013, 23:11)


Desi

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Sonntag, 28. Juli 2013, 03:08

Nachtrag

Dieser Vorfall um Burkhardt Müller-Sönksen, der von einem in Schwarz gekleideten Chaoten von der Bühne gezerrt wurde, hat mich nicht losgelassen.
Also habe ich mal etwas recherchiert.
Hier ein Video, auf dem u.a. seine Rede, aber auch der Angriff auf ihn sehr gut zu sehen ist (ab Minute 7 beginnt die Eskalation):

http://www.youtube.com/watch?v=pJ_XpLV15Jw

Ich habe mir inzwischen auch weitere Infos über Herrn Müller-Sönksen "reingezogen". Z. B. hier, auf Abgeordnetenwatch:
http://www.abgeordnetenwatch.de/beschnei…_abst_nein.html

Er war einer der wenigen hellen Köpfe, die GEGEN die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen gestimmt hatte!
Und auf dieser Demo vertrat er UNSERE Linie, GEGEN Überwachung!

Die FDP mag nur wenige, halbwegs brauchbare Leute haben; aber Herrn Müller-Sönksen würde ich nach kurzer Recherche da hinzu zählen.
Umso peinlicher ist mir, neben diesem bekloppten Angriff auf ihn, die Vehemenz, mit der eine doch hohe Zahl von Demonstranten ihn beschimpft, ausgebuht und mit hochgehaltenem "Stinkefinger" ausgepfiffen hatte!

Für Redefreiheit und gegen Überwachung auf eine Demo zu gehen, aber dann ein solches Verhalten an den Tag zu legen, das ist Mist, Leute!
Zumal der Mann auch noch unsere Linie vertrat.
Aber ich habe zum Glück auch den Eindruck, dass zumindest der schwarzgekleidete, südländische Angreifer gar nicht wirklich zu unserer Demo gehörte.
Die vielen Buh-Rufer hingegen schon!

Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal verteidigende Worte für einen FDP-Abgeordneten finden würde, aber hier wurde IMHO wahrlich nicht der Schlechteste ausgebuht!
Und ich wiederhole mich: Angriffe dieser Art sind Mist! So was geht gar nicht! So was ruiniert unsere Sache!

Nun war ich nur ein einfacher Demonstrant, hatte also keinerlei offizielle Funktion dort. Dennoch möchte ich mich im Namen der friedlichen, besonnenen Demonstranten bei Herrn Müller-Sönksen für den blöden Vorfall ausdrücklich entschuldigen!


Glücklicherweise vermittelt das Video der Ereignisse rund um seine Rede (die übrigens gar nicht übel war!) aber ein schräges Bild. Der restliche Verlauf der Demo fand nämlich in wirklich ausgesprochen guter. friedlicher Atmosphäre statt. Offenbar hatten sich die Querköpfe verzogen; ich konnte keinerlei Fehltritte mehr beobachten. Die Polizei hatte weder etwas zu tun mit uns, noch hätte ich am Auftreten der Polizei, die bloß dezent voran fuhr, etwas auszusetzen.
Es herrschte eher typisch hanseatische, kühle Volksfeststimmung: Wenig Lärm, trotz der Musik vom Beschallungswagen kaum Tanz - alles besonnen und freundlich, ohne jedweden Stress.

Meinen Dank an die Organisatoren und an all die echten Demonstranten, die für unsere Sache, für Freiheitsrechte, für echte Demokratie, für Edward Snowden und Bradley Manning, gegen ausufernde Überwachung, einige Stunden ihrer Freizeit geopfert und auf die Straße gegangen sind!
Ebenfalls meinen Dank an die Security, die den doofen Vorfall schnell und deeskaliernd unter Kontrolle hatte!


3000 Teilnehmer sollen es gewesen sein.
Ich hätte mir mehr gewünscht, wahrlich. Aber die Stimmung war in den übrigen vier Stunden echt angenehm! Weiter so, Leute!
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3

Sonntag, 28. Juli 2013, 17:50

Videos und weitere Bilder der Demo #StopWatchingUs in Hamburg

Gute Mucke und Enttarnung fotografierender Zivilpolizisten:
https://www.youtube.com/watch?v=QP9Fo-3IEkY

Szenen aus verschiedenen Stadien der Demo (inklusive der peinlichen Ausbuhung des FDP-Sprechers):
https://www.youtube.com/watch?v=c2JFL2E4Yoc

Eindrücke von der Zwischenstation am Gänsemarkt:
https://www.youtube.com/watch?v=6UcW0s5wBMM

Eindrücke vom Ort der Abschlusskundgebung auf der Reeperbahn:
https://www.youtube.com/watch?v=e51w_XEwy4c

Ein anderer, bebilderter Bericht:
http://kurzundknap.blogspot.de/2013/07/f…-ich-meine.html

Viele, viele, bunte Biiildeer:
http://www.flickr.com/photos/frufus/sets/72157634811941417/

Ein sehr schönes, langes Video, das aber leider nur etwa bis zum Passieren der Laeiszhalle reicht:
http://www.youtube.com/watch?v=53oDSZA92gY&feature=youtu.be

Dieses Posting wird demnächst um weiteres Bild- und Filmmaterial ergänzt!
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Desi« (29. Juli 2013, 03:00)