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Samstag, 1. März 2014, 22:02

Kurzschluss im Notebook

Reparaturbericht:
Kürzlich hatte ich einen Asus N78VN zu reparieren.
Steckte man das Netzteil ein, so erlosch augenblicklich die grüne Kontroll-LED am Netzteil.

Zum Überprüfen von Notebook-Netzteilen verfüge ich ein speziell dafür selbstgebautes Testgerät, das Strom und Spannung bei einstellbarem Laststrom überwacht. Damit konnte ich das Netzteil als Fehlerquelle eindeutig ausschließen.
Und in der Tat war ein satter Kurzschluss zwischen Plus- und Minusanschluss der Stromeingangsbuchse des Notebooks messbar.

Gerät also zerlegt, Mainboard gereinigt und Fehler gesucht - nichts erkennbar! Buchse eindeutig OK.
Selbst mit der Uhrmacherlupe war nicht die kleinste Schmauchspur auf dem Mainboard zu sehen, aber es bestand nach wie vor ein satter Kurzschluss. Nur wo?

Folgender Trick half:
Dicken Lastwiderstand in Reihe zwischen Netzteil und das defekte Mainboard geklemmt. Widerstandswert so bemessen, dass der Überstromschutz des Netzteils nicht auslöst, aber dennoch ein kräftiger Strom fließt.
Dann "geschaut", wo es heiß wird.

Ich musste etwas Kerzenwachs als Hilfsmittel verwenden, um die heißeste Stelle eindeutig dingfest zu machen. Die "Thermografie" des kleinen Mannes ...
Als Übeltäter entpuppte sich ein keramischer Kondensator in der Gehäuseform 0603.
Dieser war im Inneren durchgeschlagen und völlig niederohmig geworden!

Die interessante Lehre für das Design elektronischer Schaltungen: Diese kleinen Biester können prinzipiell sehr niederohmig werden, wenn sie sterben.
Und gemeinerweise sitzen die als Entkoppelkondensatoren typischerweise genau da, wo es am heftigten rummst, wenn dieser Fall eintritt: Zwischen +UB und Masse.


Kleine Eigenwerbung bei defekten Notebooks in Hamburg-Bramfeld: Meine Wenigkeit!

Fa. EDV-Dompteur
Stefan Denk
Tel.: 040/ 64 94 17 49
Hirsekamp 20
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Mittwoch, 27. August 2014, 00:58

Toshiba Satellite L670D-146 mit verstecktem Kurzschluss

Das Gerät ließ sich zunächst mal nicht einschalten.
Mein Testgerät registrierte nahezu keinen Eingangsstrom ins Gerät. Aber ein paar mA flossen eben doch - ein klares Zeichen auf einen Elektronikfehler.
Wenn absolut gar kein Strom ins Gerät fließt, dann ist üblicherweise die Strombuchse defekt. Hier also nicht.

Die ersten Verdächtigen sind dann immer die beiden MOSFETs im Bereich der Stromzufuhr, gleich hinter der Buchse.
Und tatsächlich: Einer davon war hochohmig geworden.
Diesen also ausgetauscht und - beflügelt durch den schnellen Erfolg - im Geiste bereits eine große Hymne des Eigenlobs komponiert :007: ...

... Aber nun trat ein Kurzschluss in Erscheinung ... :070: ... der zuvor verborgen geblieben war, wegen dem hochohmigen MOSFET.

Offenbar war der Kurzschluss die ursprüngliche Ursache, die den MOSFET erst in Folge mit in den Bauteiltod gerissen hatte.

Mit dem im Startposting beschriebenen Trick konnte ich den Übeltäter schließlich dingfest machen: Wieder ein Kerko, dieses Mal im etwas größeren Formfaktor 0805, im Bereich des Schaltwandlers für die Erzeugung der CPU-Spannungen angesiedelt.



Man sah dem kleinen Kerl sein Leiden nicht im Geringsten an, auch nicht unter starker Vergrößerung. Aber er hatte einen satten Kurzschluss.
10 Mikrofarad soll das Teil haben. Dass so eine hohe Kapazität in einen so kleinen Bauteilgehäuse nur mit sehr geringen Schichtdichten zu erzielen ist, dürfte klar sein. Da leidet natürlich die Spannungsfestigkeit. Im Bereich von Induktivitäten nicht ganz risikofrei ...
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Donnerstag, 9. Oktober 2014, 23:18

Dell Inspiron 7720 mit Kurzschluss durch Kerko

In letzter Zeit häufen sich bei mir die Fälle mit niederohmig gewordenen Kerkos.

Das angehängte Bild stammt aus einem Dell Inspiron 7720. Der schwarze Pfeil zeigt auf den Schuldigen.
Wobei die abweichende Farbe, gegenüber dem darüber angeordneten Kondensmann, täuscht - das Foto habe ich nach Austausch des defekten Bauteils aufgenommen. Das Ersatzteil hat halt eine andere Farbe.

Der originale Kerko hatte keinen äußerlich sichtbaren Schaden, verursachte jedoch das sofortige Abschalten des externen Netzteils beim bloßen Einstecken des 19V-Steckers, durch satten Kurzschluss.



Die Häufung dieser Fälle in letzter Zeit ist wirklich auffällig. Da scheint eine schlechte Serie auf den Markt gelangt zu sein.
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Samstag, 20. Februar 2016, 22:36

Asus N71J mit Kurzschluss

Hier mal eine ganz "unelektronische" Ursache für einen Kurzschluss im Notebook.

Ein Kunde hatte bereits selbst vergeblich versucht, sein Asus N71J zu reparieren. Anschließend mailte er mir folgendes Foto, mit Bitte um Rat:



Nun, ich erteilte sogar ziemlich ausgiebigen Rat per E-Mail, nannte ihm gar treffsicher die wahrscheinliche Ursache, dennoch gelang es dem Kunden nicht, diese zu beseitigen. Also musste ich ran ...

Was war geschehen?
- Es hatte sich die Stromeingangsbuchse (vom Kunden bereits ausgelötet) gelöst. Das passiert durch häufiges Stecken/Ziehen des 19V-Steckers, wenn dabei zugleich etwas am Stecker gewackelt wird.

Das Problem ist bekannt, seit es Notebooks gibt, dennoch verbauen sämtlicher Hersteller (außer Toshiba!) noch immer Buchsen, die direkt ins Mainboard eingelötet werden und sich mit der Zeit entweder lösen, oder sogar selbst Schaden nehmen. Hier haben sich die Anschlusspins in den Lötlöchern gelöst, bis es schließlich brutzelte.

In diesem Fall hat der Hersteller in meinen Augen sogar besonderen Mist gebaut, weil er nicht nur bekanntermaßen üble Buchsen verbaut, sondern weil er darüber hinaus im Bereich des Plus-Anschlusses sowohl Masse, als auch die 19V, über die selbe Fläche führt - auf unterschiedlichen Platinenlagen.
Wenn dann ein gelöster Anschlusspin beim Stecken/Ziehen des Steckers in dem Bohrloch herumwackelt, dann passiert es ganz leicht, dass sich die Platinenlayer (üblicherweise 6 Lagen) dort untereinander kurzschließen. Dort verkohlt dann die Platine und der Kurzschluss wird erst so richtig perfekt!

Die Beseitigung kann im Grunde jeder handwerklich begabte Mensch vornehmen, der mit einem Lötkolben umzugehen vermag. Die Reparatur erfordert aber größte Sorgfalt!
Man muss dazu das verkohlte Bohrloch aufreiben, bis wirklich alle "Kohle" weg ist. Nicht zu viel, aber erst recht nicht zu wenig wegnehmen; wie ein Zahnarzt!

Die große Kunst besteht bei derart "genial" konstruierten Platinen darin, das Aufreiben so dezent vorzunehmen, dass sich dabei nicht wiederum die Lagen untereinander kurzschließen (das ist schwieriger, als man denkt!).
All das schrieb ich dem Kunden auch, sogar ganz ausführlich. Dennoch gelang es ihm nicht.

Nun ja, jedenfalls rieb ich das Loch "terrassenförmig" auf. Nur so kann man völlig sicher sein, dass sich die Innenlayer nicht durch das Aufreiben wieder kurzschließen. Man bedenke: Das Kupfer der Innenlagen "schmiert" beim Reiben etwas ...
Anschließend alles gereinigt und die Buchse wieder eingelötet. Der Pluspol ragte nun zunächst freistehend und mit nichts verbunden in das vergrößerte Loch hinein!

Dann (auf der anderen Platinenseite, ohne Bild) eine Drahtbrücke vom Plusanschluss der Buchse zu einer geeigneten Stelle auf der Platine gesetzt und alles war wieder gut.
Das Loch versiegelte ich anschließend noch mit etwas Epoxid (sieht man hier auf dem Foto kaum, weil transparent).



Zusätzlich schmiere ich stets noch etwas Epoxid rund um die Buchse herum, damit diese anschließend richtig stabil sitzt und sich nicht wieder freiruckelt.
Im Bedarfsfall bekommt man ausgehärtetes Epoxid übrigens mit dem Heißluftgerät restlos(!) wieder weg (anders als Heißkleber!).
Ein Hauch Kontakt 61 sorgt zudem dafür, dass der Stecker anschließend butterweich in die Buchse gleitet.

Wie findet man solche Fehler?
- Zur Not mit einem simplen Multimeter; man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass der Widerstand eines solchen Kurzschlusses weniger als 1 Ohm betragen kann und dass Multimeter in diesem Bereich pure Schätzeisen sind, die mit ihrer "präzisen" Digitalanzeige eine Genauigkeit vorgaukeln, die da absolut überhaupt nicht gegeben ist!
Jedenfalls muss man bei der Suche nach einem Kurzschluss stets die niederohmigste Stelle finden und die saß in diesem Fall direkt an der Buchse.

Auf dem Foto des Kunden konnte ich schon vorab grob erkennen, dass es dort am Pluspol gebrutzelt hatte.
Nicht nur, dass der Lötanschluss "vergriesgnaddelt" war - man erahnt auch die dezente Wölbung der obersten Kupferlage, rechts und oberhalb des Anschlusses, infolge der Wärmeentwicklung.

Wer wissen will, was der Spaß kostet, wenn ich tätig werden soll:
Preise Notebook-Reparatur
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Samstag, 20. Februar 2016, 23:34

Samsung mit Kurzschluss, thermografische Aufspürung

Hier ist der Hersteller mal völlig unschuldig!
Der Kunde hatte wohl mit der Faust auf das Gerät geschlagen.
Das Display war zersplittert, die Gehäuseunterschale gebrochen und das Mainboard hatte einen Kurzschluss.

Einen sogar so interessanten Kurzschluss, dass ich das mal ins Forum setze! :-)

In diesem Fall war ein direkt auf das Board gelöteter RAM-Baustein defekt: Interner Kurzschluss!
Für die Fehlersuche war es hier zwar nicht notwendig, aber zur Dokumentation für den Kunden wendete ich hier mal eine (in anderen Fällen sinnvolle!), thermografische Methode an, um das defekte Bauteil zu überführen.

Ich verwende hier einen Farbindikator, der bei 30 Grad Celsius von Rot nach Gelb wechselt.
Frisch aufgetragen, sieht das so aus:




Dann das Gerät mit Spannung versorgt ...




Und schon nach wenigen Sekunden:



Kein Zweifel, oder?
Weil in diesem Fall weit mehr als 30 Grad erreicht wurden, machte ich mir noch den Spaß, einen weißen Thermoaufkleber (Schwarzfärbung bei rund 100 Grad) mit dem Rot/Gelb-Indikator zu bestreichen und auf den betreffenden Bereich aufzukleben.



Wie man an der Schwarzfärbung sieht, erreicht der defekte RAM-Baustein tatsächlich die rund 100 Grad. Durch die Wärmeentwicklung an dieser Stelle wechselt auch der Rot/Gelb-Indikator im direkt benachbarten Bereich die Farbe.

Hier riet ich von einer Reparatur ab! Zersplittertes Display, gebrochene Gehäuseschale, womöglich weitere Macken auf dem (sichtbar verbogenen!) Mainboard ...
- Das lohnt sich einfach nicht mehr.

Kleiner Rat von mir: Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Notebook nach heftigen Faustschlägen irgendwie besser funktioniert!
Das Gegenteil erlebte ich aber schon häufiger ...
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Sonntag, 21. Februar 2016, 00:45

Alienware M17X - Kurzschluss auf Grafikkarte

Alienware baut hochpreisige, robuste, hochwertige Geräte.
In diesem Fall war die Grafikkarte defekt. Genauer: Der NVIDIA-Chip.
Da kann man Alienware wohl keinen Vorwurf machen, so etwas passiert ganz einfach.

Jedenfalls ließ sich das Gerät nicht einschalten und es lag offensichtlich ein Kurzschluss vor, weil die LED am Netzteilstecker sofort erlosch, wenn man in ins Gerät steckte.

Ein solches Gerät zu öffnen ist ein Traum! Nur zwei(!) Schrauben müssen gelöst werden, schon lässt sich die raffiniert konstruierte Unterschale entfernen! Daran sollten sich andere Hersteller mal ein Beispiel nehmen!



Zuerst entfernte ich die Grafikkarte und probierte mal ...
- Sofort ließ sich das Gerät einschalten! Sogar mit Bild!
Der Fehler saß also auf der Grafikkarte, soviel war klar!

Wieder muss ich Alienware loben, denn erstens sind gesteckte Grafikkarten bei Notebooks Mangelware und echter Luxus, zweitens ist es nicht unbedingt selbstverständlich, dass auch bei entfernter Grafikkarte das Gerät noch voll funktionstüchtig ist. Natürlich mit Abstrichen bei der Grafikleistung, aber allemal ausreichend zum Arbeiten und zum Surfen im Internet.
Beide Daumen hoch, für diese gelungene Konstruktion!


So, nun zur Grafikkarte:
Den Fehler aufzuspüren gestaltete sich schwierig, weil nichts spürbar heiß wurde, wenn ich die Karte mal ans Labornetzteil hängte.
Zuerst tippte ich auf einen keramischen Kondensator, aber selbst bei Einspeisung von satten 3 Ampere war noch kein heißer "Hotspot" aufspürbar.

Hier kam (dieses Mal unabdingbar!) wieder meine billige Thermografie zum Einsatz (Leute, wisst Ihr das eigentlich zu würdigen, wie ich hier aus dem Nähkästchen plaudere?).

Großzügig schmierte ich den Rot/Gelb-Farbindikator beidseitig auf alle verdächtigen Bereiche.
Wie man sieht, benetzt das Zeug leider nicht gut, aber es reicht aus.
Man bekommt das Zeug im Anschluss an die Fehlersuche übrigens mit Isopropanol (Isopropylalkohol) restlos wieder runter.



Leider sieht man hier genau das nicht mehr sonderlich gut, was ich eigentlich dokumentieren wollte: Nach etwa einer Minute, mit einem eingespeisten Strom von 3 Ampere, verfärbte sich scherenschnittartig scharf, auf beiden Seiten der Platine, die Indikatorfarbe von Rot nach Gelb. Und zwar exakt auf dem NVIDIA Grafikchip.





Als ich die Platine abklemmte, um sie besser fotografieren zu können, wechselte die Farbe leider umgehend wieder zurück nach Rot. Ihr müsst es mir einfach glauben, dass ich ganz zweifelsfrei den NVIDIA-Chip überführen konnte! :-)

Man bedenke: Es lag ein satter Kurzschluss vor.
Kurzschluss bedeutet: Die Spannung bricht auf nahezu NULL Volt zusammen. Aber das Labornetzgerät drückt munter drei Ampere hinein ...
Mangels Spannung KANN weder der Chip seinen Dienst tun, noch sonst ein Schaltungsteil.
Die Wärmeentwicklung hat also nichts mit der normalen "Arbeit" des Chips zu tun, sondern es erwärmte sich schlicht die Stelle mit dem Kurzschluss. Und das war scherenschnittartig präzise der Grafikchip, sonst nichts.
Woanders konnte kein Strom fließen, sich folglich auch nichts erwärmen.

Ohne den Farbindikator hätte ich kaum den Schuldigen so klar überführen können. Die Erwärmung war wirklich minimal und mit der Hand nicht zu spüren. Aber mein Indikator wechselt ja bereits bei schlappen 30 Grad Celsius die Farbe. Uns selbst das hat noch rund eine Minute gedauert.

Sicherlich wollt Ihr wissen, was ich als Indikator verwende, gelle?
Elite99 Farbwechsel Nagellack Chamäleon

Jaja, das Zeug ist ein Nagellack! Aber für meine Low-Cost-Thermografie das Beste, was ich je finden konnte!
Für 3,- EUR erwarb ich so ein Fläschchen, das für viele Anwendungen ausreicht.
Man vergleiche mal, was eine halbwegs brauchbare Thermografiekamera kostet ...

Der Lack wird normalerweise mit UV-Licht ausgehärtet. Darauf verzichte ich; er tut auch im zähflüssigen Zustand seinen Dienst.
Jedenfalls enthält er kein Lösungsmittel und ist mit Alkohol plus Bürste recht leicht wieder entfernbar. Natürlich leitet er auch keinen Strom.

Ich habe noch niemals irgendwo gelesen, dass ein Elektroniker so ein Mittelchen zur Fehlersuche anwendet.
Wenn Ihr das genial findet, dann baut mir doch bitte ein Denkmal! ;-)
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Sonntag, 21. Februar 2016, 04:00

Samsung NP305E7A mit Kurzschluss

Also hier gibt es mal nicht viel zu erklären ... ;-)



OK, doch ein paar Worte: Zwei parallele Induktivitäten (die man hier leicht mit keramischen Kondensatoren verwechseln könnte), gleich hinter der Buchse, sind voll "gefetzt".
Das Gerät hatte satten Kurzschluss und ließ sich folglich nicht einschalten. Grund: Die Leiterbahnflächen im Multilayer berührten sich und waren regelrecht miteinander verschweißt.

Häufiger als Induktivitäten aber, "sterben" keramische Kondensatoren. Über der Spitze des oberen Pfeils sitzt so ein typischer Todeskandidat, der häufiger mal hopps geht.
Natürlich sind auf Kerkos nie Werte aufgedruckt, weswegen ich häufiger gefragt werde, welcher Wert dort eingesetzt werden müsste, wenn es mal (anders als hier) den Kerko erwischt hat.

- Nun, die Werte von Kondensatoren im 19V-Pfad sind völlig unkritisch!
Klar, sie müssen genügend spannungsfest sein, das ist selbstredend. Da nehme ich einfach 50V-Typen und alles ist gut. Aber die Kapazität ist echt hochgradig wurscht!
Der typische Wert an dieser Stelle (also oberhalb der oberen Pfeilspitze) wäre jedenfalls 0,1 Mikrofarad.

Natürlich versuche ich immer, den Schaltplan aufzutreiben und die wirklich korrekten Werte einzusetzen. Aber der Schaltplan ist halt nicht immer auftreibbar und unter uns: Selbst wenn man diesen Kondensmann völlig weglassen würde, hätte das de facto keinen Einfluss. Es ist also ziemlich schnurz, was man da einsetzt.

Ein Platinendesigner setzt - vereinfacht gesagt - einfach nur genügend von den Dingern prophylaktisch an strategisch ratsamen Stellen ein. Kleine Kondensatörchen beseitigen Störimpulse und HF-Dreck.
Dabei geht es oft nicht gar nicht mal so sehr darum, die Spannung fürs Notebook zu verbessern, als vielmehr darum, HF aus dem Notebook daran zu hindern, über die Leitung vom Netzteil (als ungewollte Antenne) in den Äther abzustrahlen und Radiostörungen zu verursachen - simpel gesprochen.

Ein guter Platinendesigner denkt sich dabei natürlich was und ein richtig guter Platinendesigner weiß auch solche Details, wie ich hier mal beschrieb:
Auswahl von Abblock-Kondensatoren

Aber im Grunde reden wir hier über den Unterschied zwischen sehr guter Entkopplung und hervorragender Entkopplung ... wo eine einfach nur gute Entkopplung schon reichen würde, für einwandfreien Betrieb.

Wenn Ihr also Euer Notebook selbst reparieren wollt und einen defekten Kondensmann im 19V-Pfad aufspürt, dann könnt Ihr so halbwegs alles einlöten, was Ihr irgendwo ausschlachtet, sofern die Spannungsfestigkeit ausreichend ist.

Es gibt durchaus Stellen, wo man wirklich den exakten Kapazitätswert einsetzen muss. Bei Zeitgebern und so (ich sage nur: NE555). Oder die Ziehkapazitäten neben Schwingquarzen. Aber ich rede hier ja ausschließlich über den Puffer-Kram im 19V-Pfad.


Aber gut, im obigen Bild sehen wir ja keine defekten Kondensatoren, sondern zwei parallele Induktivitäten. Und auch die sind nicht bedruckt. Was macht man da?
Wiederum gilt: Ich versuche, den Schaltplan aufzutreiben und die korrekten Bauteile einzusetzen. Aber es sei verraten, dass man solche Winz-Induktivitäten auch notfalls einfach mit einem Draht überbrücken kann. Es geht bei den Dingern nämlich wiederum praktisch nur darum, HF-Abstrahlung zu unterdrücken. Es gibt keinen ernsthaften Einfluss auf die Funktion des Notebooks, wenn man die Spulen per Draht überbrückt. Eher hält man sich Beschwerden benachbarter Funkamateure vom Leib, wenn man das bleiben lässt und die Teile ordnungsgemäß ersetzt ...

Bedenkt bitte:
Meine Tipps richten sich an Leute, die keine studierten Elektroniker sind (und auch eher schwach mit Equipment und Ersatzteilen ausgestattet sind), aber einfache Fälle selbst reparieren wollen. Etwas Elektronikkenntnisse setze ich natürlich voraus ...
Also verklagt mich nicht, wenn Ihr Mist baut. ;-)
Ich möchte einfach, dass Ihr die Funktion der Bauteile versteht, darum erwähne ich, was man notfalls tun kann, wenn kein Ersatz zur Hand ist.

Im Zweifelsfall, wenn Ihr es ordentlich gemacht haben wollt, dann lasst mich ran:

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Sonntag, 21. Februar 2016, 18:00

Notebook Kurzschluß behoben!

Als nach Rettung Suchender bei einem Notebook - Kurzschluß bin ich im Netz auch auf den "EDV Dompteur" gestoßen.

Nachdem ich ich ihm den Fall geschildert hatte kam
1. eine schnelle Antwort
2. eine sehr ausführliche Antwort mit Support
3. nach Rückfrage noch eine weitere ausführliche Antwort mit möglichem Support zur Selbsthilfe
4. nach gescheiterter Selbsthilfe kam ein faires Reparaturangebot

das dann
5. genau so erfolgreich erfolgte (und noch etwas mehr)

:189: Und das alles innerhalb einer Woche! :189:

Dazu muss man sagen, dass alle anderen Anfragen (bei anderen "Reparaturdiensten") abgewunken haben, oder einen Motherboard-Tausch zum nahezu Preis eines neuen Laptops angeboten haben, nur die Diagnose schon mal pauschal Eur 40.- gekostet hätte..... :426: X-( :191: ?-(

Daher hier und in aller Öffentlichkeit ein herzliches Dankeschön für einen Kontakt und eine Arbeit wie man sie sich wünscht!

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Montag, 11. April 2016, 19:59

Die Jagd nach dem kurzgeschlossenen Kondensator

(Vielen Dank an Kimmi, für die obige, gute Rezension!)

In diesem Beitrag demonstriere ich nun das Aufspüren eines defekten Kondensators mit internem Kurzschluss.
Es ist so: Nach dem Anlegen einer Gleichspannung an einen intakten Kondensator lädt dieser sich praktisch augenblicklich auf die angelegte Spannung auf. Ab diesem Zeitpunkt fließt kein weiterer Strom mehr durch den Kondensator.

Bei einem intern kurzgeschlossenen Kondensator hingegen, würde weiterhin Strom durch diesen fließen und die angelegte Spannung bricht fast auf Null Volt zusammen.

Üblicherweise geht einer der zahlreichen(!) Kondensatoren im 19V-Pfad hops.
Mit dem Durchgangsprüfer ist der Übeltäter kaum aufzuspüren, denn der Kurzschluss betrifft ja den kompletten 19V-Pfad.
Man müsste jetzt die niederohmigste Stelle im Strompfad finden, doch so genau sind Durchgangsprüfer nicht, um präzise unterscheiden zu können, zwischen "Kurzschluss genau hier" und "Kurzschluss 5cm Leiterbahnlänge weiter".

Eine umständliche Alternative wäre, einen Strom in diesen Pfad einzuspeisen und dann die Spannung über jedem einzelnen Kondensator zu messen. Dort, wo die geringste Spannung gemessen wird, wäre die Quelle des Kurzschlusses.
Diese Methode ist präziser, weil Multimeter bei der Messung geringer Spannungen präziser arbeiten.

Letztere Methode ist aber nun wahrlich nicht praxisgerecht, denn wer hat schon Lust, eine dreistellige Anzahl winziger Kondensatoren mit jeweils zwei Messspitzen zu bestochern?

Darum habe ich zwei elegantere Methoden auf Lager:
1) Berührungsloses Aufspüren des magnetischen Feldes.
Jeder Stromfluss verursacht ein magnetisches Feld. Mittels einer empfindlichen Sonde lässt sich der Verlauf des Feldes entlang der Leiterbahnen (und gegebenenfalls durch einen defekten Kondensator) nachverfolgen.
Eine solche Sonde habe ich mir mal gebastelt und ich werde sie später vorstellen.
Einfacher und billiger ist aber ...

2) ... die thermografische Methode.
Die Idee dabei: Jeder Stromfluss erwärmt den jeweiligen Leiter, wegen dem Leistungsabfall über dessen Widerstand.
Fließt nun ein Strom durch einen Kondensator, so wird auch dieser sich erwärmen.
Umso mehr, je höher der Strom ist.

Für ein paar Hundert Euronen erhält man heutzutage schon durchaus brauchbare Thermografiekameras. Aber es geht auch weit billiger, so zu ca. 3,- EUR!

Ein defekter Kondensator erwärmt sich oft nur um wenige Grad - zu wenig, um es mit dem Finger eindeutig zu erspüren.
Darum setze ich einen speziellen Lack mit beigemengten Thermoindikator ein, der bereits ab 30 Grad Celsius deutlich (und reversibel) seine Farbe von Rot nach Gelb ändert.

In den folgenden Bildern demonstriere ich den Vorgang: Mit vorherigem Durchgangstest stellte ich fest, dass der Kurzschluss irgendwo hinter dem zweiten MOSFET der Eingangsstufe sitzt (siehe dazu hier: 5. Aktion: Kurzschlusstest.).
Ab diesem Punkt speise ich nun mit einem regelbaren Labornetzgerät einen Strom von 2,5 Ampere ein, indem ich einfach die Minusleitung des Netzteils mit Masse des Mainboards verbinde und die Plusleitung über eine Spitze von Hand auf eine gut zugängliche Lötstelle hinter dem zweiten MOSFET drücke.

Ich hatte eine bestimmte Stelle der Platine bereits im Verdacht den Kurzschluss zu verursachen; zufällig recht dicht hinter dem zweiten MOSFET. Dort trug ich also einen Klecks meines Farbindikators auf.

Das erste Bild zeigt den roten Farbklecks, noch vor dem Einschalten des Labornetzgerätes.



Und das passiert nach dem Einschalten, wo nun also 2,5A fließen:



Wie man sieht, verfärbt sich der Indikator über dem defekten Kondensator sofort von Rot nach Gelb und der gelbe Fleck dehnt sich dann immer weiter aus (hier bereits ein Stückchen geschehen).
Der Schuldige wurde gefunden!

Der Indikator lässt sich mit reinem Alkohol und einer kleinen Bürste wieder abwaschen.

Folgenden Indikator verwende ich:
"Elite99 Farbwechsel Nagellack Chamäleon"
(Sucht bei eBay danach)
Ja, es ist eigentlich ein Nagellack ...
Es gibt davon mehrere Farbvarianten. Optimal ist einer mit hohem Kontrast. Rot-Gelb befand ich für optimal und er hat sich prima bewährt.
Man erhält ihn aus China für etwa 3,- EUR, inkl. Versand.

Wascht das Zeug gleich nach der Anwendung wieder ab, sonst wird es schwieriger, ihn restlos zu entfernen.


Auch mit recht wenig Löterfahrung sollte es Euch möglich sein, so einen Kondensator zu entfernen und möglichst auszutauschen.
Falls Euer Lötkolben nicht genug Hitze erzeugt, einfach die betreffende Stelle eine Minute lang mit dem Fön (auf maximaler Heizstufe) erhitzen, bevor Ihr mit dem Kolben beigeht. Keine Angst, mit 'nem Haartrockner verbrutzelt Ihr nichts.

Nun wisst Ihr natürlich nicht, welche Kapazität dort eingesetzt werden muss ...
Ich habe eine gute Quelle für Schaltpläne, die ich aber leider nicht verlinken darf, wegen Geheimhaltung.
Aber ich will euch ein Geheimnis verraten: Wenn Ihr ganz rasch Euren Rechner wieder zum Laufen bringen wollt, dann rupft den defekten Kondensmann einfach heraus und belasst es dabei! Die Schaltung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dennoch tadellos funktionieren! Echt!

Besser ist es natürlich, einen Ersatz einzulöten.
Wenn Ihr die elektrischen Werte nicht kennt und wenn Ihr geschluckt habt, dass die genaue Kapazität sowieso relativ unwichtig ist (schließlich geht es auch ohne!), dann nehmt einfach einen Kondensator mit genügender Spannungsfestigkeit, also mindestens 25V, besser 50V und eine Kapazität von 10 Mikrofarad.
Wenn Ihr könnt, schaltet noch 0,1 Mikrofarad parallel, für noch besseres Hochfrequenzverhalten.

Es ist so: Wenn man einen Hängeschrank an die Wand schraubt, der normalerweise mit 20 Schrauben gehalten wird, dann ist es effektiv schnuppe, wenn eine einzelne Schraube entweder ganz fehlt, oder eine Nummer zu kurz, oder zu dünn ist. Der Schrank wird dennoch halten.
Ungefähr so ist es auch mit diesen Kondensatoren. Davon ist eine dreistellige Anzahl über die gesamte Platine verstreut. Wenn einer fehlt, oder nicht ganz den optimalen Wert hat ... Schiet druff!

Natürlich schaue ich in den Schaltplan und setze wenn möglich den richtigen Wert ein, aber wenn Ihr diese Möglichkeit nicht habt, dann geht davon die Welt nicht unter.

Mit diesem Wissen seid Ihr nun in der Lage, geschätzt 50% aller "komplett toten" Notebooks mit internem Kurzschluss selbst zu reparieren! Ganz ohne Elektrotechnik-Studium!


Falls der Kurzschluss aber von einem defekten MOSFET verursacht wurde, wird es komplizierter. Lest dazu bitte den folgenden Thread, der sich um alle Probleme rund um die Stromversorgung von Notebooks dreht, sowie deren Beseitigung. Dort geht es also nicht nur Kurzschlüsse, sondern auch andere Defekte, wie z. B. hochohmige MOSFETs etc.

Schnellkurs Notebook-Reparatur - Stromversorgungsprobleme
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Mittwoch, 31. Januar 2018, 15:15

Dell Vostro - die typische Kurzschluss-Ursache

Bei Dell-Notebook häufen sich in letzter Zeit die Kurzschluss-Defekte ziemlich dramatisch.

Typischerweise erwischt es einen von zwei parallel geschalteten Kerkos, an einer ganz bestimmten Stelle auf dem Mainboard.
Und wohl jedes Mal kommt mir so etwas zusammen mit einem leicht defekten Netzteil auf den Tisch. Das Netzteil funktioniert zwar noch, doch es erzeugt eine um durchaus mehrere Volt "pumpende" Spannung, statt stabiler 19V.
Ich vermute, dass ein derart schadhaftes Netzteil unter bestimmten Umständen eine Überspannung erzeugt, welche die Ursache für den zerstörten Kondensator darstellt.

Leser meines Forums wissen ja, dass ich früher zum Detektieren der konkreten Fehlerstelle auf dem Mainboard gerne einen speziellen Nagellack einsetzte, der bei etwa 31 Grad Celsius die Farbe wechselt.
Doch in letzter Zeit wurde mir mehrfach ein Lack geliefert, der nicht mehr so einfach mit Isopropanol abwaschbar ist, wie der Lack aus meiner ersten Bestellung.
Und überhaupt missfiel mir schon die ganze Zeit die Notwendigkeit, nach der Anwendung des Nagellacks eine recht intensive Spülung mit Alkohol vornehmen zu müssen.
Darum war ich lange Zeit auf der Suche nach einer alternativen, thermografischen Methode. Und ich wurde fündig!



In diesem Video demonstriere ich den Einsatz einer Liquid-Crystal-Folie zum Auffinden der Fehlerstelle auf dem Mainboard:
https://www.youtube.com/watch?v=6EJEvQw79Hc

Jaja, das unvorbereitet spontan aufgenommene Video ist nicht sonderlich gelungen, ich weiß!
Darum wollte ich es eigentlich zuerst auch gar nicht veröffentlichen ...
- Aber wer weiß, wann ich dazu komme, mal ein besseres aufzunehmen?
Wenn ich mal üppig Zeit habe (also nie ...) beabsichtige ich, meinen YouTube-Kanal kräftig zu renovieren und weitere, sorgfältiger gemachte Videos rund um die Notebook-Reparatur und meine diversen Elektronik-Projekte hoch zu laden.
Verzeiht also bitte die maue Qualität, ich gelobe Besserung!


Das hier ist die im Video gezeigte LC-Folie:
https://www.ebay.de/itm/390791451097

Die darin eingebetteten Flüssigkristalle bewirken schon bei etwa 27 Grad Celsius einen deutlichen Farbwechsel. Die Folie ist damit noch sensitiver und spricht schon rund 4 Grad Celsius früher an, als der berühmte Nagellack!
Das ermöglicht es, schon bei einer Einspeisung von nur etwa 2,5 Ampere (was jedes Labornetzteil schaffen sollte) ganz rasch eine hinreichende Erwärmung des defekten Bauteils zu erzielen, welche die auffällige Farbanderung bewirkt.

Um das defekte Bauteil darüber hinaus sogar soweit zu erwärmen, dass es ganz ohne Hilfsmittel, rein per Finger, ertastbar wäre, müsste zumeist ein sehr viel höherer Strom eingespeist werden, den nicht mehr jedes Labornetzteil zur Verfügung stellt und der womöglich gar die Leiterbahnen stark belastet, sofern der Fehler an einer ungünstigen Stelle sitzt, mit schwachen Leiterbahnen (ist selten, kommt aber vor). Darum ist es von Vorteil, mit relativ geringem Strom auszukommen, weswegen ich eine hinreichend empfindliche, thermografische Methode einsetze.
Die erforderlichen 27 Grad Celsius liegen nur knapp über der Temperatur einer kräftig geheizten Wohnung, daher ist ein schnelles und sicheres Ansprechen der speziellen Farbmoleküle gewährleistet. - Oder seid Ihr Eskimos?

Normalerweise ist ein Blatt dieser speziellen Folie größer, als im Video gezeigt, doch ich schnitt bereits mehrere Streifen von den Rändern ab, für anderweitigen Einsatz, an besonders schwer zugänglichen Stellen.

Abweichend von meinem gesprochen Text im Video waren hier erstaunlicherweise sogar beide Kondensatoren defekt. Sogar sichtbar!
Das fiel mir erst nach der Aufnahme des (völlig unvorbereiteten) Videos auf, als ich mir die Stelle genauer ansah und mich an den Austausch machte.
Der rechte Kondensator erwärmte sich aber sichtbar schneller, als der linke, weswegen er in der Thermografie dominierte.
Hätte ich also nur den rechten Kerko ausgetauscht, dann wäre anschließend natürlich der linke per Thermografie aufgeflogen.






Übrigens - falls Ihr ebenfalls ein schadhaftes Dell-Netzteil haben solltet:
Sehr gute Erfahrungen habe ich mit diesem (angenehm preiswerten) Netzteil von eBay gemacht:

https://www.ebay.de/itm/222702879965

- Es ist von einem Fremdhersteller, was es somit sicher vermeidet, dass man wiederum ein faules Ei von Dell erhält, denn die in letzter Zeit gehäuften Ausfälle der Originalteile deuten auf eine irgendwie fehlerhafte Serie hin. Schade, denn Dell zähle ich ansonsten eigentlich zu den besseren Herstellern.

Bislang habe ich vier Stück der Ersatzprodukte von eBay persönlich eingesetzt und schon mehreren Kunden dazu geraten, es anzuschaffen. Bis jetzt gab es davon noch keinen einzigen Ausfall und die Spannung betrug stets saubere, stabile 19V.
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11

Freitag, 2. Februar 2018, 02:38

ONE GT60 nicht einschaltbar - Grafikkarte defekt

Das hier ist mal ein interessanterer Fall.

Ich wurde kontaktiert, wegen einem nicht einschaltbaren "ONE GT60" - ein älteres Gamer-Notebook.
Dieses Modell ist mit einer dedizierten Grafikkarte ausgestattet und ich vermutete schon im Kundengespräch, dass möglicherweise die Grafikkarte die Ursache für das Einschaltproblem sein könnte.
So riet ich dem Kunden dazu, die Karte doch testweise mal zu entnehmen, um zu schauen, ob der Rechner dann läuft.
Natürlich wäre die Grafikleistung dann deutlich reduziert, aber immerhin wäre die Kiste für lau wieder benutzbar!

Doch der Kunde wollte keine Leistungseinbuße in Kauf nehmen und so landete das Gerät bei mir.
Hier sieht man den fetten, zweiten Kühlkörper:




Unter dem Kühlkörper, in roter Farbe umrissen, sitzt die Grafikkarte.
Die übermäßig verschmierte Wärmeleitpaste veranlasste mich, auch gleich den Prozessor-Kühlkörper abzuschrauben. Ziemliche Sauerei, Hersteller sind mitunter schon arg schmerzbefreit!




Dedizierte Grafikkarten kommen mir nur sehr selten auf den Tisch. Da muss ich erst einmal daraus schlau werden, wo überhaupt Spannung eingespeist werden muss, um die Karte separat testen zu können.
An den Kontakt-Lamellen links im nächsten Bild (bzw. schon nicht mehr im Bild, da weiter unten angeordnet) fand ich mit etwas detektivischem Spürsinn die Versorgungslamellen und reimte mir auch die Polarität zusammen. Das war anhand des Layouts übrigens absolut nicht so klar, wie man denken könnte und auch der Durchgangsprüfer half nur bedingt, indem man seine Messergebnisse korrekt interpretierte, denn an den Versorgunglamellen bestand ein Kurzschluss!

Natürlich wüsste ich auch nicht, welche Spannung dort normalerweise eingespeist wird und ich war zu faul, dafür lange zu recherchieren.
Also speiste ich per Labornetzteil eine völlig ungefährliche Spannung von nur 0,5V ein, mit genügend Strom, um die thermografische Methode aus dem letzten Posting anwenden zu können.
So konnte ich die Kurzschlussursache schnell dingfest machen: Der keramische Kondensator "C2", auf den der Zahnstocher im Bild zeigt, war niederohmig geworden.




Kondensator ausgetauscht, Kurzschluss weg! - Erfolg!
Welcher Wert dort ursprünglich bestückt war, weiß womöglich der Geier, ich weiß es jedenfalls nicht. Aber mit 10 Mikrofarad kann man an solchen Stellen selten etwas falsch machen.
Nun ja, ich hatte gerade einen ausgiebig getesteten 5μF zur Hand, also nahm ich den ...

Grafikkarte wieder eingebaut, doch der Rechner ließ sich noch immer nicht einschalten! :-(
Immerhin war aber eine geringfügige Verbesserung wahrnehmbar, gegenüber vorher: Die LED am Taster kam kurzzeitig und auch der Lüfter ruckte nun ganz kurz an.

Gut, also die Karte wieder ausgebaut und erneut untersucht.
Per Durchgangsprüfer fand ich dann noch einen zweiten Kurzschluss, über einem anderen Kerko gemessen:




Die beiden Pfeile im obigen Bild zeigen auf zwei parallel geschaltete Kerkos, über denen der Kurzschluss messbar war. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass "der Kurze" auch tatsächlich an dieser Stelle sitzen muss!
Dennoch lötete ich beide mal aus. Tja, Fehlgriff, Kurzschluss nicht beseitigt, beide Kerkos waren OK! :-|

Natürlich hatte ich keinen Schaltplan für die Grafikkarte, aber offensichtlich sind beide Kerkos an den TPS51728 angeschlossen - ein Schaltregler-IC, dessen Datenblatt per Suchmaschine nicht aufspürbar war. Dafür fand ich aber problemlos das Datenblatt von dessem Vorgänger, dem TPS51727.

Die Kerkos sind an den Pins 25 und 26 des ICs angeschlossen. Dort liegen laut Datenblatt normalerweise 5V an.
Fiese Sache, defekte Kerkos in einer Niederspannungs-Rail sind selten! Die sitzen also hinter einem Spannungsregler, deswegen gab es diese leichte Verbesserung des Einschaltverhaltens, nachdem ich den ersten (thermografisch überführt, tatsächlich defekten) Kondensator getauscht hatte.

Da ich die beden heilen Kerkos nun eh (unnötigerweise) draußen hatte, lötete ich an deren Pads zwei Drähte und speiste an dieser Stelle per Labornetzteil nunmehr 5V ein, also die dort regulär erwartete Spannung.
Wie zu erwarten war, brach - bedingt durch den noch vorhandenen Kurzschluss - die Spannung am Labornetzteil zusammen und die Strombegrenzung sprang an. Aber nun konnte ich wieder meine schicke Thermografie-Folie einsetzen (siehe vorheriges Posting)!

So fand ich schließlich die eigentliche Kurzschluss-Stelle: wiederum ein Kerko, an völlig anderer Stelle auf der Platine!
Der kleine rote Pfeil, rechts im folgenden Bild, zeigt auf die eben schon betrachtete Stelle (nachdem ich die Kerkos wieder eingelötet hatte).
Der Zahnstocher ganz unten, zeigt auf die tatsächliche Fehlerstelle: der winzige Kerko C817 war niederohmig!




Und hier noch einmal im Detail:




Wieder war der Wert des Kondensators zwar nicht bekannt, aber am Layout erkennt man, dass da ein dickerer Kerko parallel geschaltet ist. Das bedeutet mit sehr hoher Sicherheit, das der dickere die größere Kapazität hat (vermutlich so ca. 10μF) und der defekte, kleinere Kondi, ein 0,1μF-Typ ist.
Zumindest ist so eine Zusammenschaltung absolut üblich. Platinen-Designer schalten gerne zwei oder drei Kondensatoren unterschiedlicher Kapazität parallel, um eine bessere Störunterdrückung bei hohen Frequenzen zu erzielen.
0,1μF sind da völlig üblich, die genauen Werte sind aber eigentlich in weitem Maße unkritisch.
Es ist ja auch in weitem Maße wurscht, welches Gewicht ein Briefbeschwerer hat, gelle?
Jedenfalls befand ich 0,1μF als angemessen und lötete so ein Ding ein.

Grafikkarte wieder eingebaut und siehe da, der Rechner startete!
Nun musste die GraKa natürlich noch getestet werden. Üblicherweise (so auch hier) habe ich nicht die Festplatten meiner Kunden zur Hand, weil ich die vor ihren Augen gleich bei Anlieferung defekter Rechner ausbaue und ihnen übergebe.
Mein Lieblings Boot-Stick brachte keinen Treiber für die Karte mit, doch eine meiner diversen Boot-CDs kam mit genügend reichlicher Software-Ausstattung daher, so dass ich eine DVD abspielen konnte, wobei sich der wieder montierte Kühlkörper genau in erwarteter Weise erhitzte.

Schaden somit behoben, Rechner wieder OK!

Interessant war hier, dass ich ohne Schaltplan letztendlich auch den etwas heimtückisch versteckten, hinter einem Spannungsregler angesiedelten, zweiten Kurzschluss aufspüren konnte.
Die Thermografie-Folie war zwar wieder eine große Hilfe, aber um diese überhaupt einsetzen zu können, musste zunächst geklärt werden, an welchen Stellen die jeweils notwendige Spannung gefahrlos einspeisbar ist.
Es war nun zwar nicht gerade höchstes Detektiv-Level, aber es war doch schon ein gutes Stück anspruchsvoller, als ein defekter Kerko im 19V-Pfad eines Mainboards.

Das war jetzt mal so ziemlich "live aus der Werkstatt" geplaudert. Ich hoffe, es war interessant!
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12

Donnerstag, 17. September 2020, 14:24

Die Beseitigung kann im Grunde jeder handwerklich begabte Mensch vornehmen, der mit einem Lötkolben umzugehen vermag. Die Reparatur erfordert aber größte Sorgfalt!
Man muss dazu das verkohlte Bohrloch aufreiben, bis wirklich alle "Kohle" weg ist. Nicht zu viel, aber erst recht nicht zu wenig wegnehmen; wie ein Zahnarzt!

Die große Kunst besteht bei derart "genial" konstruierten Platinen darin, das Aufreiben so dezent vorzunehmen, dass sich dabei nicht wiederum die Lagen untereinander kurzschließen (das ist schwieriger, als man denkt!).
All das schrieb ich dem Kunden auch, sogar ganz ausführlich. Dennoch gelang es ihm nicht.

Nun ja, jedenfalls rieb ich das Loch "terrassenförmig" auf. Nur so kann man völlig sicher sein, dass sich die Innenlayer nicht durch das Aufreiben wieder kurzschließen. Man bedenke: Das Kupfer der Innenlagen "schmiert" beim Reiben etwas ...

Hallo Zusammen,
bei der Suche nach Lösungen für mein Problem bin ich über diesen Beitrag gestolpert. Wie reibt man ein Bohrloch auf einer Platine auf, damit es so terassenförmig aussieht wie auf den Beispiel-Bildern?
Schraubendreher?

Messer?
Dremel?
Lötkolben?
Schleifpapier?

Mein Problem ist folgendes: Bei meinem 4-5 Jahre alten ASUS Detachable (T100ha) hat sich vor ca. 2 Jahren die Ladebuchse vom Mainboard gelöst. Seitdem habe ich sie ca. 100 mal wieder festgelötet, bei etwa jedem fünften Festlöten waren die Kontakte anschließend wieder so, dass der Akku geladen werden konnte (die viermal dazwischen waren nicht gut, musste ich wieder lösen). Das notebook hat dann wieder etwa 1-2 Monate gehalten, dann musste ich wieder ran.
Mittlerweile haben sich die Kontaktflächen auf dem Mainboard, wo die Buchse festgelötet werden sollte, verabschiedet. Ich müsste jetzt also die Leiterbahnen freilegen und hier ein paar Leitungen anlöten, die ich dann mit der bisherigen (oder einer neuen, anderen) Ladebuchse verbinde, und diese dann z.B. außerhalb des Gehäuses fixiere.
In dem Zusammenhang noch folgende Frage: Wenn ich dieselbe Ladebuchse nehme (mikro usb, 5 Füßchen und die Rahmenfixierung), kann ich anhand der vorherigen Position sehen, welche Platinenpunkte (Leiterbahnen) ich mit welchen Füßchen der Buchse verbinden muss. Wenn ich eine andere Buchse nehme, woher weiß ich, welche Platinenpunkte welche Belegung haben? Im Netz finde ich jede Menge Bildchen mit 1,2,3,4,5 und den Beschriftungen + (5V), D+, D-, Gnd (4-) und Gnd (5-), aber teilweise widersprechen sie sich. Für mich als Nicht-wirklich-Elektroniker etwas unübersichtlich, manchmal ist (mir) auch nicht klar, ob es sich bei der Schema-Zeichnung um den Stecker oder die Buchse handelt. Long story short: hättet ihr eine Quelle für mich, wo ich das nachschauen kann.
vielen Dank
SP

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13

Donnerstag, 17. September 2020, 17:02

Wie reibt man ein Bohrloch auf einer Platine auf, damit es so terassenförmig aussieht wie auf den Beispiel-Bildern?
Ich nehme zuerst eine Dremel, um den groben Mist wegzuschleifen.
Dann halte ich die Dremel schräg, um eben diese Schrägung einzufräsen.
Zuletzt kommt sorgfältige Handarbeit mit einer feinen Schlüsselfeile.
Beim Feilen ist darauf zu achten, dass man sie zuletzt nicht normal in Längsrichtung führt, sondern sie gewissermaßen eher rotieren lässt.

Es ist schwer zu beschreiben, erschließt sich beim Machen aber von selbst.
Es geht halt darum, dass sich die innreren Kupferschichten der Platine nicht wieder miteinander verbinden, weil sie durch das Werkzeug regelrecht "verschmiert" werden. Und dieser Effekt tritt leider sehr leicht auf, man muss also gründlich gucken, unter möglichst starker Vergrößerung, was man da am Ende fabriziert.

Gegebenenfalls hilft es, die Feile mit Kreide einzureiben, ober mit Wachs, damit sie weniger Material abträgt.
Letztendlich erfordert der Vorgang einfach nur droße Sorgfalt, dann kann man mit fast beliebigem Werkezuig zum Erfolg kommen.


Wenn alles funktioniert, sollte die derart bearbeitete Stelle noch vor Luftfeuchtigkeit geschützt werden, z. B. mit Epoxid.
Dabei sollte im Zweifelsfall eher etwas zuviel Binder genommen werden; keinesfalls soll der Härter überwiegen.

Seitdem habe ich sie ca. 100 mal wieder festgelötet, bei etwa jedem fünften Festlöten waren die Kontakte anschließend wieder so, dass der Akku geladen werden konnte (die viermal dazwischen waren nicht gut, musste ich wieder lösen).
Dann scheint es an Deinen Lötkünsten zu hapern.
Heize die Platine irgendwie vor, bevor Du mit dem Lötkolen ran gehst. Die Stelle, die Du verlöten willst, sollte gute 150 Grad Celsius heiß sein, bevor der Lötkolben zum Einsatz kommt.
30 Grad mehr oder weniger spielen nicht die große Rolle, aber im Zweifelsfall lieber eine höhere Temperatur nehmen.
Wenn Du eine Edelstahlpfanne hast (ohne Teflon-Beschichtung), dann kannst Du sie umgekehrt über sechs Teelichtern aufbocken und dort die Platine drauf legen. Dann warten, bis alles prügelheiß ist.
Orientierungshilfe: Thermo-Papier (alter Kassenbon) verfärbt sich im Bereich von über 90 bis 110 Grad schwarz. Wenn also ein auf die Platine aufgelegter und irgendwie beschwerter Bon völlig schwarz wird, dann ist das untere Ende der nötigen Temperatur so gerade eben erreicht.

Und verwende Flux (Flussmittel)!
Bitte kein Lötfett und kein Lötwasser nehmen (weil säurehaltig), sondern ein für Elektroniklötungen geeignetes "No-clean" Flux.
Trotzdem den Schmodder mit Isopropanol und Wattestäbchen reinigen.
Bremsenreiniger ist auch gut geeignet. Im Bereich der Buchse wäre auch Nagellackentferner tauglich, allerdings misfallen mir da die Rückstände, gerade bei nachfettendem Nagellackentferner.
Man reinigt die Lötstellen vor und nach dem Verlöten.
Vorher, damit das Lot wirklich gut fließen kann. Hinterher, um alle alle Rückstände von Flussmitteln los zu werden.

Du kannst auch mit Bremsenreiiger und einer Zahnbürste ran.
Platine etwas schräg stellen und den Schmodder in ein untergelegtes Papier-Küchentuch bürsten. Immer beide Seiten gründlich reinigen.


In dem Zusammenhang noch folgende Frage: Wenn ich dieselbe Ladebuchse nehme (mikro usb, 5 Füßchen und die Rahmenfixierung), kann ich anhand der vorherigen Position sehen, welche Platinenpunkte (Leiterbahnen) ich mit welchen Füßchen der Buchse verbinden muss. Wenn ich eine andere Buchse nehme, woher weiß ich, welche Platinenpunkte welche Belegung haben? Im Netz finde ich jede Menge Bildchen mit 1,2,3,4,5 und den Beschriftungen + (5V), D+, D-, Gnd (4-) und Gnd (5-), aber teilweise widersprechen sie sich
Schau Dir mal dieses Angebot bei eBay an:
https://www.ebay.de/itm/174156257151

Wie man sieht, führt dieser Händer 12 verschiedene Micro-USB-Buchsen.
Vergleiche jedes Detail mit der ausgelöteten, alten Buchse. Sorgfältig!
Eine davon (genau eine!) wird sicherlich die richtige Buchse sein.


USB war mal eine vom Ansatz her richtig gute Sache, wurde im Laufe der Zeit aber imme rmehr verkorkst. Es ist in der Tat ein wahres Verwirrspiel geworden, aus massenhaft Buchsentypen; Kabeltypen und allerlei anderen Irrsinnigkeiten.
Du kannst bei einer fünfpoligen Buchse aber davon ausgehen, dass die Anschlussbelegung stimmt, sofern Du zumindest den Massepin korrekt zuordnest (Durchgangsprüfer).
Damit bis Du dann vor überkreuzt angeordneten Kontaktbelegungen geschützt, die es bei Buchsen gibt, deren Stecker umgekehrt herum eingesteckt wird.
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14

Dienstag, 22. September 2020, 22:23

Joah, mit meinen Lötkünsten ist das so eine Sache, ich bin eher der Hobby Brutzler ;) Und was ich bei der Platinen-Löterei mit diesen Mini-Bauteilen so schwierig fand war, dass wenn die Buchse mit den vier Gehäusebeinen an der richtigen Stelle saß, mussten auch noch die fünf Kontakte angelötet werden, ohne die eng davor platzierten anderen Bauteile zu grillen.

Muss man eigentlich alle 5 Beinchen verbinden, oder würde es zum Laden des Akkus ausreichen, nur "+" und "-" Beinchen (also 1 und 5) bzw. deren Platinenkontakte mit der Buchse zu verbinden, die ich dann außerhalb des Gehäuses anbringen möchte?

Danke für die Tipps, ich werde das sobald wie möglich mal ausprobieren.
SP

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15

Mittwoch, 23. September 2020, 13:02

Und was ich bei der Platinen-Löterei mit diesen Mini-Bauteilen so schwierig fand war, dass wenn die Buchse mit den vier Gehäusebeinen an der richtigen Stelle saß, mussten auch noch die fünf Kontakte angelötet werden, ohne die eng davor platzierten anderen Bauteile zu grillen.
Offenbar lötest Du mit Heißluft.
Suche mal auf eBay nach "Kapton". Dieses bernsteinfarbene Klebeband wird beim Heißluftlöten als Hitzeschild für empfindliche, benachbarte Bauteile verwendet.
Alternativ tut auch zweifach gefaltete Alufolie einen guten Job, aber Kapton ist das Mittel der Wahl.

Empfindlich sind aber eigentlich nur die Steckverbinder für die diverrsen Kabel, sowie Becherelkos. Andere Bauteile brauchen nicht geschützt zu werden.
Allerdings sollte die BIOS-Batterie vor dem Löten entfernt werden, die kann einem bei Überhitzung nämlich mächtig um die Ohren fliegen (oder ins Auge). Und wenn man dann noch das Lötwerrkzeug auf den Flokati-Teppich fallen lässt, während man damit beschäftigt ist, kreischend durch die Wohnung zu hüpfen, während das kochend heiße Metallteil in den Tiefen der Augenhöhle gemächlich abkühlkt, dann wird man ruckzuck auch noch mit einem Wohnungsbrand konfrontiert.
Ich musste vor ein paar Monaten erstmals einen Feuerlöscher bemühen, weil mir beim Staubsaugen meine Heißluftpistole erstens herunter gefallen und sich dabei zweitens auch noch eingeschaltet hatte, wodurch ein auf dem Boden stehender Karton in Brand geriet. Durch den Lärm des Staubsaugers bekam ich davon nichts mit. Mit einem heißen Stück Metall im Auge würde man davon sicherlich ebenfalls nichts mitkriegen.

Übrigens empfehle ich beim Löten immer eine Brille auf der Nase zu haben. Die unterbindet temporär flugfähigen Kleinteilen erstens ihr inniges Kontaktersuchen zum Augapfel, zweitens hält sie immerhin einiges Infrarot zurück, das dem Auge ebenfalls nicht gut tut - wenn auch auf weniger dramatische Weise.


Muss man eigentlich alle 5 Beinchen verbinden, oder würde es zum Laden des Akkus ausreichen, nur "+" und "-" Beinchen (also 1 und 5) bzw. deren Platinenkontakte mit der Buchse zu verbinden
Auf den ersten Blick: Ja.
Allerdings würde ich das nicht empfehlen. Erstens aus mechanischen Gründen, denn unverlötete Kontakte können schlimmstenfalls herausreißen, wenn der Stecker gezogen wird.
Zweitens stellt ein unverlöteter Kontakt gewissermaßen einen Wackelkontakt dar, der die Impedanz des USB-Kabels dauernd hinzufügt und wieder abklemmt. Davon wird nicht die Welt untergehen, aber sowas macht man einfach nicht, weil es halt eine potenzielle Störquelle darstellt.
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