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Donnerstag, 15. April 2021, 22:54

Acer Aspire V15 Nitro - PLT_RST# mit Kurzschluss gegen Masse

Moin zusammen,

es ist ja gerade ein bisschen ruhig hier, da dachte ich mir, ich berichte Mal von einem meiner aktuellen Pflegefälle dem o.g. Acer, Model VN7-792G mit dedizierter GTX960

Historie:

Kam via einer Kleinanzeigen Plattform rein. Angeblich aus Wohnungsauflösung. Tatsächlich sah das Gerät so aus, als ob es schon bessere Zeiten gesehen hat. Starke Gebrauchsspuren, die kurioserweise auf den Bildern so gar nicht zu erkennen waren. Im Inneren wurde es auch nicht besser. Zumindest Mal die Sicherung für zwei der USB3.0-Ports hatte es offenkundig mit einem Knall zerlegt. Flachbandkabel zum LED-/CardReader-Board fehlte, sowie der HDD-Connector.

Symptome:

Laptop startet, auf den ersten Blick alles unauffällig, jedoch kein Bild, kein POST

Verlauf der Diagnose:

Alle Spulen bekommen Saft, Power-Sequenz unauffällig bis zum PLT_RST# von dem ich mittlerweile weiß, dass er durchaus Mal kurz Low gehen darf während des Startvorgangs.

In diesem Fall war das Signal jedoch permanent low. Alle vorherigen Signale der Sequenz schienen i.O. zu sein also einfach Mal das Multimeter an die Rail angelegt und siehe da: Mit sage und schreibe 3 Ohm Kurzschluss gegen Masse!

Was war der Grund? Verdächtig war natürlich alles was irgendwie angebunden war. Dazu gehörten ein Widerstand, ein Audio-IC, der EC, der Thunderbolt-Controller und natürlich die BGAs, sprich CPU/PCH.

Statt mit dem Labornetzteil zu kommen bin ich angefangen die verdächtigen Komponenten auszulöten. Widerstand = i.O., Audio-IC = i.O. und der EC ebenfalls = i.O.

Ich hatte geistig mit dem Gerät schon so gut wie abgeschlossen, als ich angefangen bin den Thunderbolt-Controller zu entfernen. Doch zu meiner Überraschung war der Kurzschluss danach behoben. :)

So richtig glauben konnte ich das noch nicht. Ausnahmsweise Mal kein Fall eines kapitalen PCH-Versagens? Daher habe ich mich kurz schlau gemacht, ob ich das Gerät ohne den Mini-BGA, einen DSL6340, gefahrlos einschalten kann. Dem war wohl so, also auf den Knopf gedrückt und siehe da, das Gerät startete als wäre nie was gewesen...

Das Flachbandkabel und den HDD-Connector habe ich im Nachgang ergänzt sowie das komplette Display-Assembly ausgetauscht, da wirklich nichts mehr davon zu gebrauchen war. Das macht ihn zwar nicht neuwertig, aber deutlich ansehnlicher. Die Sicherung bei den USB-Ports habe ich ersetzt, was ausreichend war um die Funktion wiederherzustellen

Ich warte jetzt noch auf den Thunderbolt-Controller, damit ich das Board wieder komplettieren kann. Ich hoffe, es klappt auf Anhieb... :193:
Außerdem müssen noch 8x 475 Ohm Widerstände ausgetauscht werden, die Bezug zum HDMI-Port haben. Diese sahen unter dem Mikroskop wirklich angefressen aus.

Viele Grüße

PS: Ein paar Bilder aus meiner Cloud:

Bilder

Note: Cloud ist zwischen 8 und 0 Uhr erreichbar.

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EDV-Dompteur

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2

Freitag, 16. April 2021, 15:25

Fühle Dich mit wohlverdienten Lob überschüttet, Sephir0th!
Das war mal ein echt exotischer Fehler, den Du da erfolgreich beseitigt hast.
Deine Entwicklung ist wirklich beeindruckend; weiter so!

:479:
Macht Technik dir das Leben schwör, ruf' schnell den EDV-Dompteur! ;-)

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3

Freitag, 16. April 2021, 19:25

Vielen Dank!

Ich bin auch ziemlich begeistert muss ich sagen, denn das war diesmal ganz sicher keine 08/15-Geschichte und trotzdem behebbar in dem klar und systematisch vorgegangen wurde.

Zugegeben, ohne Schaltplan wäre es vielleicht nichts geworden.

Wie dem auch sei, ich bin Happy. :)

4

Mittwoch, 21. April 2021, 17:58

Nachtrag:

Ich habe es geschafft und den neuen Controller nach zwei Anläufen sauber eingelötet bekommen. Nach dem ersten Versuch lag der Controller nicht eben auf, wohl wegen nur zum Teil geschmolzenen Lötkugeln. Das Digital-Mikroskop hat sich bei dieser Arbeit als unverzichtbar erwiesen.

Jedenfalls funktionierte der Thunderbolt-Port daraufhin wieder, hab Mal einen Ethernet-Dongle dran gehangen :-)

Allerdings wollte HDMI danach immer noch kein Bild ausgeben, auch nicht nach Austausch der weiter oben angesprochenen Widerstände. Ich habe tatsächlich noch sage und schreiben DREI Defekte Dioden mit Bezug zum HDMI-Connector gefunden, danach habe ich auch endlich externes Bild bekommen.

Das Gerät ist nun voll funktionstüchtig und ich bin ziemlich Happy darüber. :)

Viele Grüße

EDV-Dompteur

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5

Donnerstag, 22. April 2021, 00:24

Boah, beeindruckend - dicker Glückwunsch, geschätzter Sephir0th!

Was mag dieses Gerät hinter sich haben, bei so umfangreichen und zudem ungewöhnlichen Schäden?
Oder kann es sein (ohne Deine Heldentat klein reden zu wollen), dass die Dioden erst im Rahmen Deines Gewerkels hopps gegangen sind?

Den Schaltplan habe ich noch nicht angeschaut, aber Du hast das Gerät ja mal ohne dem BGA-Chip eingeschaltet und solche Späße. Also das klingt schon nach einer echt heftigen, stressreichen Diagnose-Aktion, bei der vielleicht eben auch Zusatzschaden angerichtet wurden.
- Wie gesagt: Ich will Deinen lobenswerten und verdienten Erfolg sicher nicht klein reden, aber das ist schon reichlich außergewöhnlich, was Du da hattest und kaum auf normale Weise zu erklären. Es sei denn der Vorbesitzer hätte in der Nähe eine Teslaspule betrieben, oder so was in der Art.
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6

Donnerstag, 22. April 2021, 08:27

Kein Problem. Sowohl Lob, Kritik als auch das Hinterfragen sind von dir immer Herzlich willkommen.

Also, weiß ich sicher dass die Dioden nicht durch meine Arbeit drauf gegangen sind? Nein, weiß ich nicht. Dazu fehlt mir einfach die Erfahrung in dem Bereich. :-)

Aber meine Vermutung ist, dass mal etwas in den HDMI-Port gesteckt wurde und in diesem Moment zumindest die meisten Defekte ausgelöst wurden, bevor die Sicherung in Rauch aufgegangen ist. Ich kann ja Mal aufzählen:

1) F5702 ist die erwähnte Sicherung, komplett explodiert.
2) U7101 ist der Thunderbolt-Controller mit nachgewiesenen Kurzschluss zumindest auf der PLT_RST# Schiene.
3) - 10) R5701, R5704, R5706, R5707, R5708, R5709, R5710, R5711 sind die Widerstände, welche zumindest optisch allesamt geplatzt waren und ohne weiter nachzudenken alle ersetzt wurden.
11) Q5702 ist die erste defekte Diode, welche die CLK und DATA Signale der zuvor genannten Widerstände vom Thunderbolt-Controller durchsteuert.
12) Q5701 ebenfalls defekt. Diese Diode ist für HDMI Detection zuständig.
13) Und dann noch die Dual-Diode Q5703, hier werden wieder CLK und DATA-Signale des HDMI-Ports durchgesteuert.

Für mich zeigt alles auf den HDMI-Port. Ich kann nur spekulieren was da passiert ist... :554:
Aber ich denke man kann sogar von Glück sagen, dass der Schaden nicht noch größer und ggfs. Irreparabel war.

Nochmal viele Grüße

EDV-Dompteur

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7

Freitag, 23. April 2021, 00:19

Interessant.
Die meisten Widerstände haben 475 Ohm.
Ich weiß zwar nicht, welche Belastung die aushalten, aber mal von einem Achtel Watt ausgegangen, wären mindestens 7,7V über jedem Widerstand erforderlich, um diese Lastgrenze überhaupt zu erreichen.
Damit die sogar fetzen können, statt bloß allmählich vor sich hin zu köcheln, müsste die Spannung noch deutlich höher gewesen sein. Zumal da auf den ersten Blick noch Bauteile in Reihe liegen, 180 Ohm Widerstände und so. Woraus folgt, dass irgendwo eine noch höhere Spannung aufgetreten sein muss.
Weiterhin von 0,125W ausgegangen, für die Widerstände, müssten mehr als 9V angelegen haben. - Gar deutlich mehr, denn bei 9V würden 475 Ohm in Reihe mit 180 Ohm noch nicht fetzen, sondern nur leise köcheln.

Da wird wohl die Spannung 5V_S0 zu hoch gegangen sein.
Die wiederum wird, dem ersten Blick nach, von 5V_S5 abgeleitet.
Laut Übersichtsplan auf Seite 76 kommen die von einem TPS71225. den ich aber anderwo im Plan nicht finden kann - ganz davon abgesehen, dass ich es für extrem unwahrscheinlich halte, dass dort die Ursache liegt, denn dann wären andere Bauteile, die direkt an 5V_S5 hängen, lange vorher abgeraucht, bevor davon die Spannung 5V_50 abgeleitet wird.

Wahrscheinlich ist Deine Vermutung korrekt, dass die Usache irgendwie vom HDMI-Port kam. So richtig bequem blicke ich da aber nicht durch, der Plan ist schon eine ziemliche Qual.

Eine simple, elektrostatische Entladung kann niemals die Widerstände gegrillt haben.
Es müsste also entweder ein schwer defektes Gerät an den Port angeschlossen worden sein, das Saft auf den Port legt (unwahrscheinlich), der dann rückwärts ins Notebook geflossen ist, oder jemand hat dort irgendwie Fremdspannung angelegt.
Es gibt ja Klassiker beim Fehl-Stecken, z. B. einen USB-A-Stecker in die Netzwerkbuchse zu stopfen und so. Aber was jemand in den HDMI-Port gestöpselt haben könnte, ist mir ziemlich rätselhaft.
Oder kann womöglich der Innenkontakt des 19V-Steckers einen HDMI-Kontakt berührt haben, beim Herumstochern in besoffenem Zustand?
Wenn das mechanisch möglich ist, dann wäre das doch eine plausibel erscheinende Erklärung.

Ich habe leider gerade kein USB3.1-Kabel da, aber wenn es mechanisch möglich sein sollte, mit dessen Stecker einen HDMI-Kontakt zu berühren, dann wäre das ebenfalls eine Erklärung. Dieses garstige USB3.1 ist mir generell suspekt!
In der guten, alten Zeit, hatte USB vier Kontakte (absolut sinnvoll!) und die Spannung betrug fixe 5V. Alle Menschen waren heiter und froh!
Dann kam der Irrsinn in die Welt und manche Menschen erlagen ihm. So kam die Idee auf, dass per USB bis zu 100W an Leistung übertragen werden können soll. Um trotzdem mit stromschwachen Kontakten auszukommen, musste die Spannung entsprechend erhöht werden.
Wenn ich mir nun vorstelle, jemand hätte ein USB3.1-Kabel mit dem einen Ende in den passenden Port gesteckt und das andere Ende versehentlich irgendwie schräg in den HDMI-Port, dann weiß ich nicht, ob das unter allen Umständen glimpflich ausgehen würde.
Wenn nicht, dann wäre es wohl zu erwarten, dass sowohl im Bereich des USB-Ports, als auch im HDMI-Bereich, Schäden auftreten.
- Alles nur vage Vermutungen, aber bessere habe ich momentan nicht.
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