Die mitgelieferte Spitze der
BLF 03, von Conrad , ist in der Praxis zu dünn und erfordert einen sehr hohen Kraftaufwand beim Portionieren. Die konische Spitze, die bei der CR-11 mitgeliefert wird, ist da deutlich vorteilhafter.
Aber beim Einsatz in Verbindung mit einer SMD-Schablone ist das natürlich unbedeutend, weil man da ohnehin die Spitze abnimmt, um für den Rakel eine größere Menge zu entnehmen.
Die Verstreichbarkeit der Paste ist sehr gut, sehr geschmeidig.
An den Hafteigenschaften auf der Platine hatte ich nicht wirklich was auszusetzen - diese könnte generell höher sein, bei jeder Lötpaste, die ich bislang in den Fingern hatte.
Die Paste ist jedenfalls "dünnflüssiger" eingestellt, als die CR-11. Die Verarbeitungstemperatur beim Rakeln betrug 25 Grad Celsius (wie beim Test der CR-11).
Leider ist die BLF 03 sogar so dünnflüssig eingestellt, dass sie etwas zum Verlaufen neigt, wie man auf dem ersten Bild an den rundlichen Kanten sieht.
Weiterhin neigt die BLF 03 rasch nach der Entnahme aus der Spritze zum Separieren der Bestandteile, wie man auf beiden Bildern sieht (inhomogene Farbeigenschaften).
Aufgrund der Bildkomprimierung täuscht der optische Eindruck übrigens etwas.
Die Paste sieht auf den Bildern etwas grobkörnig und trocken aus, was sie aber nicht ist. Tatsächlich ist sie in der Realität sehr feinkörnig und ziemlich "feucht".
Auch sind die Farbunterschiede, bedingt durch das selbsttätige Separieren der Bestandteile nach der Entnahme, in der Realität deutlicher wahrnehmbar - sie erscheinen auf den Bildern durch die Art der Belichtung weniger stark ausgeprägt, als sie sind.
Die Haftung der platzierten Bauteile ist natürlich sehr gut, aufgrund der hohen Geschmeidigkeit der Paste.
In diesem einen Punkt ist sie in meinen Augen besser, als die CR-11, die doch trockener daher kommt, weswegen die Bauteile nicht so schön darin "versinken", beim Bestücken.
Bei der Verarbeitung, wie auch beim Bestücken, hatte ich keinerlei Probleme mit Klumpenbildung, oder schlechte Bauteilhaftung durch Eintrocknung. Die Paste blieb die ganze Zeit über schön geschmeidig.
Der hohe Flussmittelgehalt wird beim Erhitzen deutlich - da tritt das Flussmittel deutlich flüssig aus, um dann unter Blasenbildung zu verdampfen. Viel dünnflüssiger, als bei der CR-11, deren Flussmittel eher pastös wirkt. Gestört hat dieser Effekt aber nicht.
Der Schmelzpunkt ist leider deutlich höher, als bei der CR-11, bedingt durch die andersartige Legierung, die kein Bismut enthält.
Die Benetzungseigenschaften des flüssigen Lots sind OK.
Diese, und auch die Kapillareigenschaften des flüssigen Lots, würde ich als ähnlich denen der CR-11 bewerten: Nicht zu hoch, nicht zu gering.
In diesem Fall habe ich aber keine 0402 damit gelötet, sondern 0603 war meine kleinste Bauform.
Der Grabsteineffekt trat dabei nicht auf und wie bei der CR-11 würde ich mir eine etwas bessere Selbstausrichtung der Bauteile wünschen; wobei ich allerdings zugeben muss, dass die Padgeometrie meiner Eagle-Bibliothek nicht optimal war, um perfekte Selbstausrichtung zu erzielen. Dennoch bin ich überzeugt, dass ein bleihaltige Paste, die ja generell stärkere Kapillarkräfte aufbringt, eine bessere Selbstausrichtung bewirkt hätte.
Aber Blei ist ja out.
Angenehm ist der nur etwa halbe Preis, gegenüber CR-11.
Den recht geringen Preis ist die Paste wert, sofern man nur kleine Mengen benötigt. Bei größerem Mengenbedarf sind größere Gebinde (anderer Lötpasten) natürlich wesentlich preisgünstiger erhältlich, bezogen aufs Gewicht.
Insgesamt favorisiere ich allerdings die gut doppelt so teure CR-11 und halte deren Mehrpreis für gerechtfertigt.
Hauptargument für diese Bewertung ist der spürbar niedrigere Schmelzpunkt der CR-11, der Ausschuss vermeidet.
Tatsächlich habe ich zwei von 10 Platinchen (eine Seite bestückt mit einem ATMega44 im TQFP-32 Gehäuse, andere Seite bestückt mit etwas "Hühnerfutter"), beim Löten geschrottet. Das ist mir mit der CR-11 noch nie passiert.
Im Ofen, mit korrekter Temperaturkurve, wäre das sicher nicht passiert, aber ich habe hier nun mal "nach Gefühl" gelötet, mit einem Heißluftgerät, plus Unterwärme.
Zweites Argument, warum die die CR-11 bevorzuge, ist deren höhere Formstabilität nach der Auftragung. Denn die Neigung der BLR 03, nach der Auftragung etwas zu verlaufen, missfiel mir. Wenngleich der Effekt nun auch nicht so schlimm wäre, dass ich damit irgendwelche Schwierigkeiten gehabt hätte. Die Pads blieben noch separiert, liefen also nicht ineinander über. Dennoch erwarte ich ganz einfach, dass aufgetragene Paste exakt dort bleibt, wo ich sie auftrage.
Auch dieses sichtbare Separieren der Bestandteile, das durch Farbunterschiede in Erscheinung tritt, missfällt mir irgendwie, wenngleich ich beim Löten mit dem Heißluftgerät keine irgendwie spürbaren Probleme hatte.
Zum Einsatz kamen übrigens wieder die bewährten, günstigen SMD-Schablonen von
Andre , die ich im vorigen Posting bereits ausführlich beschrieb.